Termin
17. Mai um 20 Uhr im 381
Tickets: über timiocean.de für 15,57 Euro
Instagram: timi.ocean
Es ist noch April, aber viel zu warm für die Zeit und ich treffe Timi Ocean und Toby von der Band Maliek nachmittags im Magniviertel zum Gespräch über die anstehende Tour im Mai. Timi Ocean macht Rap ohne Gehabe. Wir sprechen über seine Musik und Hip-Hop im Allgemeinen. Anlass ist die Tour vom Timi Ocean Ensemble Mitte Mai. Timi und Toby treten mit den drei anderen aus dem Ensemble am 17. Mai in Braunschweig, aber auch in Hannover, Bremen, Berlin, Dresden, Hamburg, Dessau-Roßlau, Leipzig und Flensburg auf. Ich schwöre euch, das wird ein Fest. Timi selbst wirkt eher entspannt, doch zusammen mit dem Rest der Truppe wird es wild auf der Bühne des 381. Da das aber noch nicht wild genug ist, tritt an den Abenden in Braunschweig und Hannover die HBK-Boyband Bezugsgruppe Rainer Rauch als Vorband auf. Name der Tour ist das Zitat unten: „Das Einzige, was nervt, ist die Mucke“. Das Plakat für das Konzert sieht nach 90er-Jahre-Kindergeburtstag aus, doch lasst euch davon bloß nicht abschrecken. Die meinen das nicht ernst, hoffentlich.
Cloud Rap + Elektropunk + Geige + Clownin
Mit Timi auf der Tour sind ja noch vier andere Künstler:innen: Einmal ist das Toby – er rappt, macht aber genretechnisch ansonsten „Cabriopop für ausgebremste Seelen“ mit der Band Maliek. Dann gehört auch noch Felix aka DJ Fliesentisch zum Ensemble – er ist mit zuständig für den „Spaßfaktor“ (das Wort kommt nicht von mir). Oft unerwartet bringt er die 90er, 2000er rein und das gern in Nightcore-Manier als Remix mit hochgepitchten Vocals und ultraschnellen Beats. Es fallen in unserem Gespräch die bezeichnenden Begriffe Happy Hardcore und Turbo-Nostalgie. Ich bin längst überzeugt von der Sache. Dazu kommt noch der Violinist Willi, den Timi bei einer Hochzeit aufgegabelt und die Clownin Alex, die er auf der Fusion gefunden hat. Sie sorgt für genügend Chaos auf der Bühne. Wie ich höre, soll es auch Sekt geben. Insgesamt ergibt das live (und die Rechnung geht auf): Cloud Rap + Elektropunk + Geige + Clownin mit Sekt = fröhliches Chaos. Das bedeutet, es kann alles passieren.
„Das einzige, was nervt, ist die Mucke“
Rap in dumm
Was er macht, nennt Timi selbst Arthouse Rap. Also irgendwie deep, vielleicht auch was für Leute mit ‚Anspruch‘. Irgendwie aber auch nicht. Es ist Rap ohne Macho-Gehabe. Doch gleichzeitig klingen seine Texte ein bisschen dumm. Das meine ich absolut nicht als Kritik. Hört es euch am besten selbst an. Vor wenigen Wochen ist seine neue Single erschienen: Fix n Fax. Er ironisiert Macho-Gehabe und spielt mit Sprache, bis auch der letzte Wortwitz gerissen wurde. Ich feiere genauso seine Single „Frische Wäsche“. Da trifft er vor allem textlich meinen Nerv. Was für ein Luxus – besonders für die unter uns, für die das Wäschewaschen die Nemesis des Alltags ist. Ja, wir haben große Probleme. Aber wir haben halt auch Haushalt. Die Zeiten, in denen wir in Musikvideos oder sonst wo gedankenlos Konsum feiern, sollten eigentlich vorbei sein. Zum Feiern empfiehlt sich für die Zukunft sicher die neue Italo-Pop-Single von Timi Ocean, die in den nächsten Wochen herauskommen wird. Der Titel steht: „Stracciatella“.
Hip-Hop geht vielleicht doch nicht den Bach runter
Zum Schluss – wir drei haben von Kaffee, Bier und Cola längst nichts mehr übrig – sprechen wir über Entwicklungen im Hip-Hop. Ich bin ja froh, dass es Rapper gibt, die keine sexistischen Lines droppen, und erst recht in dem Genre, das davon nur so strotzt. Ja, es gibt mehr Gegenwehr im Hip-Hop wie Nura oder Ikkimel, die sich behaupten – aber gegen was für eine Wand aus Mackern. Timi Ocean sieht sich selbst kein Stück als Held des Rap, doch ich feiere ihn schon dafür, dass er mit seinen Texten und echt stabilen Musikvideos die harten Jungs durch den Kakao zieht.
Fotos Paul Martin Laube