Mola im SUBWAY Interview
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„Verletzlichkeit ist ein riesiges Thema für mich“

Molas neues Album „Das Leben ist schön“ erscheint am 8. September.

Sängerin Isabella Streifeneder aka Mola verpackt Gefühle in Zeilen und Melodien abseits vom gängigen Mainstream-Deutschpop wie keine andere. Mit melancholisch-zynischen Songs tanzt sie am Rande eines Abgrunds ohne Aussicht auf ein baldiges Happy End, aber mit einem Funken Hoffnung am Horizont. Ein Gefühl, das mitten in die (gebrochenen) Herzen ihrer wachsenden Fangemeinde trifft: 2021 konnte die Münchnerin mit ihrem Album „Schnee im Sommer“ erstmals breitere Massen für ihre Popmusik begeistern. In Kooperation mit Italo-Band Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys wurde der Sommerhi Vino Bianco“ auf Spotify über drei Millionen Mal gestreamt. Wir haben mit der gebürtigen Italienerin mit der unverkennbaren Stimme über ihre neuen Songs, ihre Inspiration, die Stille nach dem Rausch und die Verletzlichkeit, die die Liebe mit sich bringt, gesprochen.

 

 

Wie war Deine Kindheit und Jugend, warst Du schon immer eine Rampensau?
Ich war schon immer ein aufgewecktes Kind und habe auf Familienfeiern die Kinder zusammengetrommelt, um Shows einzustudieren. Auch in der Grundschule bei den Sommerfesten habe ich die Spice Girls Choreografien performt. Doch, das war schon immer so.

In Interviews und auf der Bühne wirkst Du sehr taff. Woher kommt Dein Selbstbewusstsein und fühlst Du Dich auch wirklich so?
Das könnte daran liegen, dass meine Eltern mich nicht so sehr betüdelt haben, sondern recht taff mit mir waren und vielleicht hat mich das auch taff gemacht. Auf der anderen Seite habe ich auch viele Selbstzweifel und hadere ganz viel mit mir. Ich glaube, man muss da auch einen Unterschied machen wie man wirkt und wie man sich wirklich fühlt. Ich habe oft das Gefühl, dass Leute zwar selbstbewusst auftreten, aber eigentlich gar nicht so einen hohen Selbstwert haben und damit etwas überspielen wollen.

Sängerin Mola

Das neue Album entstand zwei Jahre nach „Schnee im Sommer“. Was unterscheidet das Album vom vorherigen, worauf können sich Deine Fans besonders freuen?
Ich glaube, dass wir mit „Schnee im Sommer“ unseren Sound gefunden haben. Dementsprechend ist das neue Album vom Sound her eine Weiterführung. Mit dem letzten Album sind wir das erste Mal für eine breitere Masse wahrnehmbar geworden und da entsteht schon ein gewisser Druck, dieses Level zu halten. Uns war es total wichtig, dass wir mit der Entstehung des Albums frei bleiben und keine Musik machen, die zwangsläufig momentan überall funktioniert. Deswegen ist es relativ artsy und indie geworden, würde ich sagen. Textlich ist es natürlich melancholisch wie immer, aber trotzdem mit einem Hoffnungsschimmer.

Um auf den Titel Bezug zu nehmen: Was macht Dein Leben schön?
Ich glaube, es sind wirklich die kleinen Momente. Mir ist aufgefallen, dass es oft Sachen gibt, die man unbedingt haben möchte und denkt: Wenn diese bestimmte Sache in meinem Leben passiert, bin ich glücklicher. Ich stelle immer wieder fest, dass das gar nicht die Dinge sind, die einen wirklich glücklich machen. Auf die Musik bezogen sind das zum Beispiel Meilensteine wie in einer bestimmten Playlist stattzufinden oder dieses eine Festival zu spielen und das ist natürlich mega toll, wenn es passiert. Aber Glück kann auch einfach ein schöner Sommertag, Zeit mit der Familie und diese kleinen Momente sein.

Wie entstehen Deine Songs, kommen Dir die Ideen ganz random im Alltag, zum Beispiel unter der Dusche oder setzt Du Dich mit der Intention hin: Ich schreibe jetzt einen Song?
Das ist voll verschieden, ich habe eine ewig lange Text-Memo auf dem Handy und da werden alle Ideen und Zeilen, auf denen ich rumdenke reingeballert. Es kommt aber auch vor, dass ich total planlos in eine Studio-Session gehe und dann purzelt ein Text raus. Also, ich habe kein Schema F, nach dem der Prozess abläuft. Teilweise machen wir ganz viele Versionen aus einer Idee, weil das Lied den Text noch nicht so illustriert, wie ich es mir vorstelle. Es gibt aber auch Songs, die ganz spontan entstehen.

Deine Texte gehen ja schon sehr unter die Haut und man hört die Leidenschaft heraus. Denkst Du in Liedern wie „Ohne mich“ an eine bestimmte Person? Und nimmst Du die Inspiration generell aus deiner eigenen Gefühlswelt?
In diesem Fall nicht, aber ich hatte nach meiner ersten Beziehung lange Liebeskummer und ich weiß nicht, wie viele Songs ich an diese Person denkend geschrieben habe. Mittlerweile beziehungsweise bei dem Song ist es eher eine Gefühlswelt, in die ich eintauchen kann. Ehrlicherweise schreibe ich manchmal auch Songs aus der Perspektive von Freundinnen, weil ich da sehr mitfühlen kann und meine eigene Gefühlswelt getriggert wird. „Vino Bianco“ ist zum Beispiel so entstanden. Es ist immer unterschiedlich, manchmal ganz konkret an eine Person, manchmal ist es wie ein emotionaler Topf, in den ich reingreifen kann oder aus der Perspektive von nahestehenden Personen.

 

„Manchmal ist es wie ein emotionaler Topf, in den ich reingreifen kann.“

 

Wir leben in einer schnelllebigen Welt, auch persönliche Beziehungen sind scheinbar schnell austauschbar. Deine Songs spiegeln wider, dass wir zwar die großen Gefühle, aber uns gleichzeitig nicht verletzlich machen wollen. Meinst Du, die Generation ist noch zu retten?
Ich glaube, dass diese Angst verletzt zu werden in jeder Generation da war und ist. Dass Gen Z mit diesen Beziehungsthemen vielleicht ein bisschen anders umgeht, sich ausprobiert und nicht diesen traditionellen Lifestyle lebt, finde ich generell gut. Aber ich wünsche mir für mich selbst und natürlich für alle, dass wir ein bisschen mutiger werden und die schönen Erfahrungen nicht verpassen, weil wir uns vor Verletzungen schützen wollen. Und Real Talk: Ich hab mich noch nie von einem Mann getrennt, alle Männer haben sich von mir getrennt. Für mich selbst ist Verletzlichkeit ein riesiges Thema, ich brauche voll lange, bis ich richtig vertrauen kann. Wenn ich mich dann geöffnet habe, dann aber auch richtig – mit meinem Producer Markus bin ich jetzt seit fünf Jahren zusammen.

Der Rausch der Gefühle mit Ups und Downs existiert auch abseits der Liebe – Wie gehst Du mit der Stille nach einem Konzert um, um nicht in ein Loch zu fallen?
Ich mache oft genau das Falsche – ich tendiere dazu, mich zu Hause einzuigeln, Serien zu bingen und zu chillen, weil ich total ausgepowert bin. Dann geht es mir eher schlechter, weil ich diese Stille negativ erlebe, obwohl ich ein Mensch bin, der sich auch mal zurückziehen muss, um Kraft zu tanken. Das Beste ist, aktiv zu sein, rauszugehen, spazieren zu gehen und solche Dinge, das mache ich viel zu selten.

Was sind Deine Träume für die Zukunft?
Meine musikalischen Träume sind natürlich, dass wir noch bekannter werden und noch ganz viele geile Songs schreiben. Das Schönste am Musik machen sind für mich diese kreativen Momente, die sich magisch anfühlen, weil ich in dem Moment das, was gerade entsteht, total mag. Die sind natürlich auch so besonders, weil man so viel Zeit im Studio verbringt, in der man einfach nur unzufrieden ist. Ich wünsche mir, neben vielen dieser Magic Moments, noch lange das Privileg zu haben, Musik zu machen und damit viele Menschen zu erreichen.

Im November 2023 startet Molas „Das Leben ist schön“-Tour, auf der sie in 13 Städten Deutschlands und in Wien Halt macht.

Foto Deza Realdy

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Lina Tauscher

Geschrieben von Lina Tauscher

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