… Vorsitzenden des Braunschweig International Film Festivals Thorsten Rinke?
Von Berlin bis Cannes und Venedig – Thorsten Rinke ist Gast auf Filmfestivals in aller Welt. In den 90ern besuchte er zum ersten Mal die Berlinale und lässt sich seither von Neuen Deutschen Filmen inspirieren, die er im Rahmen seiner Position als erster Vorsitzender des Filmfest-Trägervereins aufs Braunschweig International Film Festival (BIFF) nach Braunschweig holt. 1998 war der hauptberufliche Technische Entwickler erstmals Gast des Filmfestes und ist bis heute fasziniert von dieser Art des Entertainments. Seit 2024 setzt er sich außerdem im Vorstand des Kulturrats der Stadt Braunschweig für die hiesige Kulturlandschaft ein. Welchen Filmtitel gibt er seinem Leben?
Was macht einen Film für Dich zu Kunst?
Ich glaube, das ist eine Frage der ganz persönlichen Wahrnehmung. Filme können eine ganz eigene Ästhetik haben, die einen als Zuschauer berührt. Neben der Geschichte, die sie erzählen, sind es Filme, die nicht linear erzählt werden oder aus verschiedenen Perspektiven, die mich interessieren. Dieses Vielschichtige finde ich spannend.
Welche Filme haben Dich besonders geprägt oder inspiriert?
In meiner Jugend habe ich mit meinen Kumpels Videonächte veranstaltet. Geprägt haben mich die „Indi“ (INDIANA JONES-Reihe) oder „Star Wars“ Filme und „Der weiße Hai“. Später auch die Deutschen Autorenfilme. Seitdem ich in den Neunzigern zum ersten Mal die Berlinale besucht habe, liegt mein Fokus vor allem auf den Neuen Deutschen Filmen. Daher bin ich seit 2005 auch verantwortlich für diese Reihe beim Braunschweig International Film Festival.
Wie hat sich die Filmszene verändert, auch im Zuge von Künstlicher Intelligenz? Welche Entwicklung siehst Du in den nächsten Jahren?
Künstliche Intelligenz verändert die Filmbranche grundlegend. Die Entwicklung ist spannend, und vor allem in der Unterstützung kreativer Prozesse wie dem Verfassen von Drehbüchern oder bei der Erzeugung visueller Effekte schon jetzt Bestandteil der Filmproduktionen. Mittels KI können teure Prozesse einer Filmproduktion deutlich vereinfacht oder verkürzt werden. Prognosen sagen aber auch voraus, dass in ein paar Jahren viele Schauspielrollen von virtuellen Darstellern besetzt sein könnten. Das wird auch Auswirkungen auf die Festivals haben. Auf unserem Festival müssen wir dafür sorgen, mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu können und die Rahmenbedingungen für die Filmauswahl immer wieder aufs Neue definieren.
Welchen Schauspieler oder Regisseur würdest Du gern mal persönlich treffen und warum?
Da gibt es viele, die noch auf meiner Liste stehen würden. Einige waren auch schon Gast auf dem BIFF, zum Beispiel Mats Mikkelsen, Stellan Skarsgård und weitere. Für mich wäre ein Treffen mit Quentin Tarantino spannend. Seine Filme sind außergewöhnlich und sein Stil ist prägend. Christian Pätzold als einer der namhaften deutschen Regisseure wäre mir auch ein willkommener Gast. Nina Hoss als seine ehemalige Muse hatten wir ja schon bei uns auf dem Festival. Wenn ich weit in meiner Jugend zurückgehe, wäre ein Treffen mit Harrison Ford großartig, da seine Filme für mich prägend waren.
Wäre Dein Leben ein Film – wie würde er heißen?
Naheliegend wäre vielleicht „Ringo kommt zurück“ (Film: Italy 1965 von Duccio Tessari), weil mich meine besten Freunde Ringo nennen, nach dem gleichnamigen Italo-Western Held. Oder „Das Leben ist eine Baustelle“ (Film: Deutschland 1997 von Wolfgang Becker).
Was war Dein persönliches BIFF-Highlight?
Highlights gibt es viele für mich, es ist immer wieder großartig, nationale oder internationale Filmgäste kennenzulernen und neben dem filmischen Schaffen festzustellen, wie nahbar viele im persönlichen Umgang sind. Ein besonderes Highlight sind aber auch die Eröffnungsfilmkonzerte mit dem Staatsorchester Braunschweig. Wir haben damit durchaus einen besonderen Leuchtturm-Status in der Filmfestival-Szene.
Was erwartet uns auf dem diesjährigen BIFF?
Wir sind derzeit bei der Auswahl der Filme. Wir werden für das Publikum wieder ein spannendes Programm zusammenstellen. Das diesjährige Eröffnungsfilmkonzert am 10. November wird wieder großartig. Aber auch jetzt schon sind wir mit den BIFF präsent: Zum Beispiel bei der Kulturnacht oder der Literaturnacht in Braunschweig, mit dem Freundschaftskino, bei dem Okerinsel Flair, im Planetarium in Wolfsburg, im HAUM in Braunschweig und an einigen anderen Orten.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Stadt?
Für Braunschweig würde ich mir wünschen, dass wir unsere Kultur als Stadtgesellschaft noch weiter stärken und die besonderen Orte, die in Braunschweig entstehen können – beispielsweise das Haus der Musik – dass wir daran festhalten, da es für die Stadt als Oberzentrum ein Alleinstellungsmerkmal sein kann.
Als Vorstand des Braunschweig International Film Festival wünsche ich mir natürlich weiterhin einen guten Publikumszuspruch, viele Gäste und Zuschauer:innen, die unsere Kinos besuchen und sich die Filme anschauen. Das wäre für mich großartig.
Foto Claudia Taylor