Das holländische Service Schloss Museum Wolfenbüttel
bis 30.11.2025 | Di – So 10 – 17 Uhr
museum@wolfenbüttel.de
Sonderausstellung im Schloss Museum Wolfenbüttel – Historisches Tafelservice zurück in der Region
Das vor über 250 Jahren in der Porzellanmanufaktur Fürstenberg gefertigte Tafelgeschirr „Holländisches Service“ hat seinen Weg in die Region zurückgefunden. Es handelt sich um eine einzigartige Auftragsarbeit für einen bis heute unbekannten Käufer aus den Niederlanden. Über Umwege ist es nun wieder dort angekommen, wo Fürstenberg im Jahr 1747 von Herzog Karl I. gegründet wurde: im Schloss Wolfenbüttel. Das kunstvoll mit holländischen Küstenlandschaften bemalte Service zählt 185 Teile, die sich in auffallend gutem Zustand befinden und vollständig in der Ausstellung gezeigt werden. Letztes Jahr hat das Museum das wertvolle Porzellan mithilfe von nationalen und regionalen Stiftungen und Privatspenden erwerben können, um es einem breiten Publikum zugänglich zu machen, und zeigt es nun bis zum 30. November in einer Sonderausstellung. Diese legt den Fokus vor allem auf die außergewöhnliche Geschichte des Holländischen Service.
Einzigartige Porzellankunst für einen Unbekannten
Das Service wurde zwischen 1773 und 1774 in Fürstenberg und in der Braunschweiger Werkstatt von Künstlern um den Landschaftsmaler Pascha Weitsch bemalt. Noch im Jahr 1774 wurde es an den unbekannten Käufer ausgeliefert. Zwischen 1807 und 1811 wurde es dann an den damaligen Bürgermeister von Rotterdam verkauft. Dieser war ein wohlhabender Kaufmann, der das Tafelservice für ein Dinner mit Napoleon erworben haben soll. Ob dieses Abendessen wirklich stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Danach galt es eine Zeit lang als verschollen. Zuletzt hat es sich im Besitz einer luxemburgischen Familie befunden, von der das Museum das Service erworben hat. Es ist das am umfangreichsten erhaltene Landschaftsservice des 18. Jahrhunderts und gilt heute als Kulturgut von nationaler Bedeutung. Über all die Jahre wurde dieses Geschirr sorgsam bewahrt und so für spätere Generationen erhalten.
185 Einzelstücke hochkarätiger Porzellankunst
Auf jedem Einzelteil des Geschirrs findet sich ein anderes Landschaftsmotiv. Sogar die Suppenlöffel zeigen eine kleine, detaillierte, perfekt gearbeitete Szene. Als Vorlagen für die Motive nutzten die Porzellanmaler Kupferstiche von Ideallandschaften. Der maßgeblich beteiligte Pascha Weitsch reiste selbst durch die Niederlande und hat dort zahlreiche eigene Zeichnungen von Landschaften angefertigt. Diese wurden ebenfalls als Vorlagen genutzt. Man kann sich gut vorstellen, wie zu Tisch die wohlhabendende Gesellschaft zu den Tellern der jeweiligen Nachbarn geschaut hat, um die detaillierten Szenen zu bewundern, bevor die feinen Speisen den Blick verstellten. Übrigens erfährt man in der Ausstellung auch, wie im 18. Jahrhundert – im Gegensatz zu heute – die Tische gedeckt wurden.
Führungen & Angebot für Kinder
Es finden während der Ausstellungsdauer an mehreren Terminen Führungen durch die Sonderausstellung statt, wie z. B. am 20. Juli und am 10. August (jeweils ab 11 Uhr). Hier erhält man innerhalb von 45 Minuten einen tieferen Einblick in die Forschung zum Holländischen Service und die Porzellankunst. Informationen zur Anmeldung finden sich auf der Website des Schloss Museums. In der Ausstellung selbst besteht das Angebot für junge Gäste, sich selbst in Landschaftsmalerei zu versuchen. Materialien und Anleitung dafür liegen aus und es kann einfach losgelegt werden. Weitere Angebote finden sich auf der Website.
Fotos Andreas Greiner-Napp/Museum Wolfenbüttel