Digitalisierung im Gesundheitssystem
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Need for Speed Gesundheitssystem

Endlich in die Zukunft oder noch mehr Hürden?

Wie so oft hängt Deutschland auch im medizinischen Sektor im Bereich der Digitalisierung deutlich hinterher. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beschreibt die Bundesrepublik hinsichtlich der Digitalisierung ihres Gesundheitssystems sogar als Entwicklungsland. Mit dem elektronischen Rezept, welches erstmalig schon 2004 von Lauterbachs Vorgängerin Ulla Schmidt (SPD) als dringend notwendig beschrieben und angestrebt wurde, soll nun ein erster Schritt in Richtung Zukunft gemacht werden.

Fast alle Menschen haben schonmal ein Rezept erhalten und kennen daher den Ablauf. Behandelnde Ärzt:innen drucken einen kleinen Zettel aus, welcher im Anschluss unterschrieben und gestempelt werden muss. Dieser wird von den Patient:innen eingesteckt, auf dem Weg hoffentlich nicht verloren und anschließend bei der Apotheke eingelöst. Eigentlich kein übermäßig kompliziertes Verfahren, doch in Anbetracht der Allgegenwärtigkeit moderner Medien wirkt es doch etwas rückständig. Ab dem 1. Januar 2024 ist damit wohl Schluss. Das Smartphone und die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sollen Zettel und Stift, zumindest an dieser Stelle, nun endgültig ablösen. Nach Lauterbach erhoffe man sich dadurch eine deutliche Vereinfachung und Beschleunigung der Arbeitsabläufe in den Praxen.

Erzfeind Bürokratie
Abgesehen davon, dass zurzeit nur 80% der Apotheken überhaupt die Ausstattung haben, um Rezepte auf diesem Weg entgegenzunehmen und Privatpatient:innen gar keine eGK besitzen, um die Rezepte darauf zu hinterlegen, melden sich auch die Kassenärzt:innen kritisch zu Wort. Sie befürchten anstelle einer Entlastung eher eine Verkomplizierung auf bürokratischer Ebene. Die Karten müssen eingelesen, anschließend eine PIN eingegeben und dann noch die digitalen Unterschriften erstellt werden. Dies würde mehr Zeit kosten als zuvor und noch mehr Ärzt:innen außerhalb der medizinischen Praxis beanspruchen als ohnehin schon. Doch da die Einführung des Verfahrens zum 1. Januar 2024 nun verpflichtend ist, werden sie sich ihm wohl oder übel stellen müssen.

Dass die Digitalisierung vieler Bereiche in Deutschland längst überfällig ist, steht wohl außer Frage. Doch ob das e-Rezept, trotz der berechtigten Zweifel, erfolgreich sein und den Weg für weitere zeitgemäße Ansätze, wie eine elektronische Patientenakte ebnen wird, kann wohl nur die Zukunft zeigen.

Foto zdyma4-stock.adobe.com

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Jakob Stuehff

Geschrieben von Jakob Stuehff

Die nackte Wahrheit: Christiane Mielke

Schaffe, Schaffe, Häusle baue – Mission Handwerk