USB-C-Pflicht
USB-C-Pflicht
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Ein Kabel für alle Fälle

Die USB-C-Pflicht kommt. Doch ist der Kabelwahnsinn damit gestoppt oder geht der Kampf in eine neue Runde?

Wer hat sie nicht auch im Schrank, die verstaubten und längst vergessenen Kartons und Schubladen voller Kabel, von denen man längst nicht mehr weiß, wozu sie eigentlich gehören und deren Anschlüsse zu keinem Gerät, außer diesem MP3-Player von 2004 passen? Aber wegschmeißen will man sie auch nicht, denn man könnte sie ja irgendwann nochmal gebrauchen.

Der Elektromüll in Privathaushalten ist immens, doch um das fleißige Kabelsammeln in Zukunft zu stoppen, will die EU nun einen Schlussstrich ziehen. Mit einer Übergangsfrist von 24 Monaten tritt am 28. Dezember 2024 nun die USB-C-Pflicht für alle Anschlüsse an Mobiltelefonen, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörern, Headsets, tragbaren Videospielkonsolen, tragbaren Lautsprechern, E-Readern, Tastaturen, Mäusen, tragbaren Navigationssystemen und Ohrhörern in Kraft. Die Frist für Laptops und Notebooks wurde noch bis zum Jahr 2026 verlängert.

Apple rebelliert
Während sich mittlerweile fast alle großen Firmen mit den neuen Vorschriften arrangiert haben, gibt Apple immer noch Widerworte und bleibt die letzte Bastion des Gegenwindes gegen die neue Verordnung. Sie bezeichneten das Gesetz als innovationsfeindlich und beklagten sich darüber, dass die alten Lightning-Kabel nun ja unbrauchbar würden und sich alle Apple-User neue Kabel kaufen müssten, wodurch noch mehr Elektroschrott entstünde. Allerdings zeigt nun das am 12. September angekündigte iPhone 15 mit USB-C Anschluss, dass auch Apple sich dem Gesetz nicht widersetzen kann. Aber wenn man bedenkt, wie viel Geld sie mit ihren exklusiven Kabeln in den letzten Jahren gemacht haben müssen, sind die starken Widerworte natürlich verständlich. MFI ist hier das Stichwort (Made for iPod, iPhone, iPad). Kabel mit diesem Aufdruck gelten als Apple-zertifiziert und garantieren eine problemfreie Nutzung mit Apple-Geräten. Damit andere Firmen sich dieses Symbol auf ihre Packungen drucken dürfen, müssen sie allerdings einen Anteil ihrer Einnahmen an Apple abgeben. Um diese Einnahmequelle durch die genormten USB-C Anschlüsse in Zukunft nicht einzubüßen, sondern vielleicht sogar auszubauen, könnte Apple allerdings einige Tricks im Ärmel haben. Denn USB-C beschreibt erstmal nur die Art des Anschlusses. Die restlichen Bauteile der Kabel sind also weiterhin frei wählbar und nicht von den neuen Vorschriften definiert. Somit könnte Apple, Gerüchten zufolge, MFI-Chips in die neuen USB-C Kabel einbauen, welche von Apple Geräten erkannt werden und Funktionen wie schnelles Laden oder höhere Übertragungsraten ermöglichen. Mit Kabeln von Drittanbietern wäre dies dann, zumindest bei Apple Geräten, nicht, beziehungsweise nur gedrosselt möglich. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Apple bei manchen Produkten komplett auf kabelgebundenes Laden verzichtet, den Anschluss weglässt und nur noch auf induktives Laden setzt. Dabei könnte man den Drittanbietern, nach demselben Prinzip wie bei den MFI-Chips, wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Beide dieser Möglichkeiten würden allerdings nicht nur den Sinn der neuen EU-Richtlinie verfehlen, sondern auch Apples mühselig aufgebauten und stets stark betonten, ökologischen Ruf beschädigen, denn solche gewinnorientierten Ansätze wären das Gegenteil einer nachhaltig orientierten Firmenpolitik.

Für die Verbraucher:innen wären genormte Kabel auf jeden Fall ein Segen, doch da es sich bei USB-C nur um den Anschluss handelt, bleibt abzuwarten, ob wir wirklich die erhoffte Erlösung erfahren oder das gleiche Spiel weitergeht, nur, dass jetzt alle Kabel gleich aussehen. Auf jeden Fall ist es ein Schritt in die richtige Richtung, denn die Vermeidung von überflüssigem Elektroschrott ist nie verkehrt und eine Diversität an Anschlüssen braucht, außer profitorientierten Firmen, wirklich niemand.

 

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Jakob Stuehff

Geschrieben von Jakob Stuehff

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