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Raubein, Rocksau, Regiestar

Inszeniert Giottomo Flatuzzi bald in der Löwenstadt?

Es wäre nicht weniger als eine Sensation: Insiderberichten zufolge soll der italienisch-sächsische Theaterregisseur Giottomo Flatuzzi vor einem Engagement am Braunschweiger Schauspielhaus stehen.

Flatuzzi gilt als brillanter Theatermacher und Enfant Terrible des nationalen Kulturbetriebes. Seit über 20 Jahren inszeniert er Schauspiel und Oper, die größten Erfolge feierte Flatuzzi am Spreewalder Gurki Theater, erntete auch international große Anerkennung für seine Stücke. Die Fachpresse verneigt sich regelmäßig mit Lobeshymnen, keine Vorstellung, die nicht restlos ausverkauft ist.

Geburt, Tod, Liebe, das neoliberale Marktdiktat – es sind die ganz großen Themen, die Flatuzzi in seinem Schaffen verhandelt. Bedrückend und erhellend, stets gespickt mit sozialkritischen Metaphern und subversiven Botschaften.
Dabei scheut der gebürtige Dippoldiswalder nicht anzuecken, die Provokation ist essentieller Baustein seines Werks. Für Publikum wie Darstellende sind Flatuzzis Inszenierungen oftmals eine Zumutung, lassen aber nie am Genius des Großmeisters zweifeln.

In Schauspielerkreisen kommt ein Engagement beim großen Giottomo einem Ritterschlag gleich, ist beinahe Garant für steile Karrieren. Klaus-Gernot Plasendolf, Emilia Koteletti, Sabine Susannsensen — um nur ein paar derer zu nennen, die nach Flatuzzi noch ganz groß absahnten.

Doch der Preis für eine Zusammenarbeit ist hoch, der 47-Jährige gilt als schwieriger Charakter, stoisch und nicht gerade zimperlich im Umgang. Seinem Ensemble verlangt er alles ab, fordert bedingungslose Hingabe zum Stoff und seinem Regiment. Wer nicht spurt, muss gehen. Dass er dabei auch vor großen Namen nicht haltmacht, erlebte der preisgekrönte Charakterdarsteller Jerry Barsch 2019 am eigenen Leib, als eine Zusammenarbeit mit Flatuzzi im Eklat mündete. Vorausgegangen war ein Disput, in dem Barsch bei der Verkörperung des Lightning McQueen in der Adaption von Dan Fogelmans Drama Cars mehr spielerische Freiheit einforderte. Barsch warf wenige Tage vor der Premiere das Handtuch, Flatuzzi sprang kurzerhand selber ein und rettete die Vorstellung.
Neben der imposanten Adaptionen solch großer Klassiker wird Giottomo Flatuzzi auch für Werke aus eigener Feder gefeiert und gefürchtet. Etwa als kürzlich seine Operette „Verwirrung und Erbrechen“ über die Auswirkungen von Hate Speech in den sozialen Medien auf die Korallenriffe des Nordatlantiks am Leverkusener Staatstheater uraufgeführt wurde. In der Presse überschlug man sich mit Superlativen, das Publikum honorierte die phänomenale Darbietung von Hauptdarstellerin Magnete zu Wesselstorch mit stundenlangen Ovationen.

Dass der Regisseur jetzt möglicherweise in Braunschweig anheuert, wäre für die hiesige Kulturlandschaft ob der Strahlkraft des streitbaren aber unbestritten genialen Regisseurs ein großer Gewinn.

Grafik Sven Gebauer

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Sven Gebauer

Geschrieben von Sven Gebauer

„Am besten funktioniere ich, wenn ich mich nicht vorbereite!“

Der Ahad-Effekt