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Das Bühnen-Syndikat

Die Braunschweiger und Kölner Performance-Gruppe „cindy+cate“ im SUBWAY-Interview

Wenn es um die Entwicklung von Bühnenstücken geht, denken viele Menschen zunächst wohl noch immer an einen verschrobenen alten Regisseur, der eine lustige Mütze trägt und seinen Schauspielenden etwas durch ein Megafon entgegenschreit. Dass Theater allerdings auch demokratisch, hierarchiefrei und zeitgemäß funktionieren kann, zeigt das achtköpfige Performance-Kollektiv cindy+cate. Wir sprachen mit den Künstler:innen über ihre Arbeitsweise, ihre Motivation und ihre Zukunftspläne.

Wie habt Ihr euch gefunden?
Wir haben alle Darstellendes Spiel an der HBK Braunschweig studiert und waren im ersten Corona-Semester 2020 gemeinsam in einem Online-Seminar. Durch eine Gruppenpräsentation haben wir uns zu acht in einer Telegram-Gruppe zusammengetan, and the rest is history. In diesem Seminar entstand auch unsere erste Arbeit, der Sprechraum.

Wie funktioniert eigentlich die Arbeit im Kollektiv?
Die Arbeit funktioniert mal so mal so (lacht). Mit acht Personen können Arbeitsprozesse schon mal etwas länger dauern. Aber wir nehmen sie trotzdem als sehr produktiv wahr, da wir zu acht einfach auf ganz andere Antworten kommen als allein. Mittlerweile funktioniert unser Kollektiv-Gehirn auch schon sehr gut. Bis sich das gebildet hat, hat es aber einiges an Strukturarbeit und gegenseitigem Kennenlernen der Denkweisen gebraucht. Ein paar Aufgaben sind in festen Händen, andere teilen wir nach gusto unter uns auf. Und vieles machen wir tatsächlich auch zu Acht: konzeptuell Denken und Texte schreiben zum Beispiel.

Worauf legt Ihr in Eurer Arbeit besonderen Wert?
Kollektivität, Transparenz und Hierarchielosigkeit sind die Grundsätze auf denen wir stehen. Außerdem lieben wir große Ideen, für deren Umsetzung wir brennen, wie zum Beispiel ein 2x2x2m großer Glaskubus, der mit Rollrasen gefüllt ist oder ein 7,5m langer Tisch, der gerade mal so auf die Bühne passt. Man könnte fast sagen, wir legen Wert auf Umständlichkeit in der Umsetzung. Neben der Form darf der Inhalt dann natürlich nicht zu kurz kommen. Deswegen sind eine lange Recherchephase und die Anknüpfbarkeit an aktuelle politische Diskurse essentielle Bestandteile unserer Arbeit.

 

 

 

 

 

 

Warum ist das Theater für Euch die richtige Kunstform?
Man kann einfach so coole Sachen machen. Zu sehen, wie aus den ersten Gedanken, intensiver Recherche, roten Fäden und ersten verwirrten Szenen ein ganzes Stück entsteht, ist einfach immer wieder faszinierend. Allerdings bewegen wir uns mit unserer Kunst auch aus dem Theaterhaus hinaus. Ob auf der Bühne oder im öffentlichen Raum, Theater bietet Raum für große Bilder und Diskurs. Change our minds.

Worum geht es da genau?
Nach unserer vorrangegangenen Produktion „Schwarz Rot Geil“ und der Frage nach deutschem Erinnern lenken wir mit HomoDaddy den Fokus auf die Gegenwart. Dabei beleuchten wir, wie das deutsche Selbstverständnis der Wiedergutwerdung zu heutigen außenpolitischen und militärischen Entscheidungen beiträgt. Es geht um den Naturzustand des Menschen, den starken Staat, um Krieg und Frieden.

Wie geht es dann für Euch weiter?
Unser Ziel ist es, uns mit cindy+cate in der Freien Theaterszene Niedersachsens weiter zu professionalisieren. Da wir aus finanziellen Gründen alle noch auf anderen Beinen stehen, sehen wir für die nahe und ferne Zukunft vor allem die Herausforderung, unsere anderen beruflichen Standbeine zum Beispiel als Theaterpädagog:innen, Tänzer:innen, Lehrer:innen, etc. mit unserer Arbeit bei cindy+cate zu vereinen.

Inwieweit betrifft Euch die Schließung des LOT-Theaters?
Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen… Erstmal trifft es uns auf einer emotionalen Ebene. Das LOT-Theater hat uns seit Beginn unseres Studiums vor knapp sechs Jahren begleitet. Wir haben dort unsere ersten Theaterabende in Braunschweig verbracht, unsere ersten Male in Braunschweig auf der Bühne gestanden, viele schöne Abende gehabt und intensive Gespräche geführt. Für unsere berufliche Zukunft ist die Schließung des LOTs natürlich auch fatal. Der Schritt in die Professionalisierung ist eh schon voller Hürden und wird ohne das LOT noch schwieriger. Wir alle haben einen wichtigen Ort für die freie Theaterszene verloren. Deshalb unterstützen wir die Kampagne „Theater braucht Bühne!“, welche sich für den Erhalt einer freien Spielstätte in Braunschweig einsetzt.

Foto Till Brüggemann

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Jannick Stuehff

Geschrieben von Jannick Stuehff

Kulturgemeinschaft

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