SUBWAY im Interview mit der höllisch guten Cathryn C. Holister.
In NRW und Hamburg aufgewachsen, begann Inferno-Autorin Cathryn C. Holister bereits seit ihrer Kindheit und Jugend mit dem Schreiben. Während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Psychologie sowie Europäischen Ethnologie arbeitete sie zunächst in Redaktionsteams. Sie veröffentlichte erste Artikel und Rezensionen und da wollen wir mit unserem Interview gleich einmal anknüpfen…
Kannst du dich noch daran erinnern, worum es in deiner aller ersten Geschichte ging? Hast du sie sogar noch?
Sie handelte von einem Stein und ich war fünf X-D. Grob ging es darum, dass er ausgelacht wurde, weil er so unscheinbar war, aber dann nahm ihn jemand und baute sein Haus mit ihm. Sie hatte also ein Happy End – irgendwie. Ich habe die Geschichte tatsächlich noch, allerdings ist sie nicht mehr wirklich lesbar. Damals habe ich sie am Telex-Gerät (Für die, die es nicht kennen, das war eine vorsintflutliche Mischung aus E-Mail und Fax) in der Firma meines Opas getippt und die Buchstaben sind über die Zeit verblasst.
Wie entstanden die Ideen zu deinen Inferno-Romanen, die du auch erst 10 Jahre später in fertige Romane verwandelt hast?
Die erste Idee dazu entstand schon zu Schulzeiten, als ich und meine beste Freundin damals den Rest unserer Klasse am liebsten zur Hölle geschickt hätten ;-). Entsprechend schrieb ich für sie eine Story, wie wir quasi alle in der Hölle landen, aber nur sie und ich zu Dämonen werden. Diese Grundidee vermischte sich dann im Zuge meines Kunstgeschichtsstudiums mit meiner Begeisterung für Dantes Höllenbeschreibung in der Göttlichen Komödie und die Basis für „Inferno für Anfänger“ war geschaffen. Später kamen noch weitere Einflüsse aus antiken und modernen Mythen dazu, ohne die sich der Plot nicht hätte entwickeln können, aber auch meine Zeit in der öffentlichen Verwaltung hat so manche Ideen geliefert. Von meiner ersten Story aus Schulzeiten hat es übrigens keine einzige Zeile in die Inferno-Bücher geschafft – was sicherlich besser ist.
Dein Messeauftritt auf der Leseflair ist mir durch das besondere look and feel im Gedächtnis geblieben. Wie nehmen die LeserInnen dein Thema und dich auf Messen u. a. wahr? Schauen sie erstmal von weitem, trauen sich nicht so recht oder ist es völlig anders?
Leute, die mich und meine Bücher schon kennen, z. B. über Social Media, kommen meistens sehr gezielt zu meinem Stand und auf mich zu, was mich immer unglaublich freut. Viele geben mir auch direkt ein Feedback. Aber auch bei denen, die mich nicht kennen, gibt es nicht viele Menschen, die ohne zu schauen vorbeilaufen. Auf manche wirkt das Standdesign besonders ansprechend, manche ‚stolpern‘ über den Slogan „Aber der Kaffee in der Hölle ist einfach besser“ und manche fühlen sich magisch von meinen roten Augen angezogen.
Erzähl uns doch mal von einer digitalen Besonderheit, die die Leser in deinem Buch finden können.
Als „Inferno für Anfänger“ bereits beim Verlag im Buchsatz war, brachte mich mein Bruder auf die Idee, Augmented Reality-Inhalte mit einzubinden. Dafür verwendet man eine App, bei der man mit Hilfe der Kamera bestimmte Objekte scannt, die dann mit virtuellen Inhalten verknüpft sind, z. B. Videos oder Audios. Bei „Inferno für Anfänger“ kann man mit meiner App z. B. die Figurenillustrationen scannen und sieht dann auf dem Bildschirm, wie sich die Figuren verändern. Seiten mit Runensymbolen am Rand lassen einen weitere Geschichten entdecken. Für „Inferno, Chaos und Komplotte“ habe ich die App noch erweitert. Dort sind mit den Illustrationen dann extra Comics oder zusätzliche Geschichten zum Hören verbunden.
Aber es geht auch einfacher – bei „Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand“ habe ich mit QR-Codes gearbeitet, die mit versteckten Inhalten auf meiner Webseite verlinkt sind, aber ebenfalls zusätzlich zum Roman weitere Inhalte liefern, z. B. Figurensteckbriefe, Illustrationen und weitere Geschichten.
Wie siehst du die Rolle solcher digitalen Ergänzungen für Leser*innen in Büchern in der Zukunft?
Bei der Beurteilung dieser Technologien gibt es immer noch eine große Diskrepanz zwischen der Bewertung derjenigen, die die Bücher kaufen und lesen und der Industrie dahinter. Der Buchhandel ist z. B. nicht offen dafür, sieht es auch nicht als Feature. Als ich vor ein paar Jahren auf der FBM einen Vortrag u. a. zu Augmented Reality und Buchmarketing anhören wollte, wurde das Thema aufgrund von Desinteresse vom Vortragenden einfach gecancelled. Auf der anderen Seite erlebe ich, dass Leute auf Messen gerade wegen dieses Features meine Bücher kaufen, und selbst diejenigen, die sie nicht kaufen, bestätigen mir erstaunt, dass sie so etwas noch nie gesehen haben, und das seit 2019.
Insofern sehe ich nach wie vor ein großes Potenzial bei solchen Technologien, um Geschichten eine zusätzliche Ebene zu geben und Lesende stärker einzubinden. Vermutlich wird sich an der Verbreitung aber auch in den nächsten Jahren dennoch wenig ändern. Zum einen ist die Erstellung, Veröffentlichung und Wartung einer eigenen App aufwendig und auch mit Kosten verbunden (der Apple Developer Account kostet 99$ im Jahr) – das möchte sich kaum jemand antun. Zum anderen können sich viele unter „Augmented Reality“ nach wie vor nichts vorstellen, erst wenn sie die Technik sehen, z. B. auf einer Messe, entsteht Interesse und Begeisterung für ein Buch mit diesem Feature.
„Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand“ – dein jüngstes Werk aus 2024 – klingt außergewöhnlich. Kannst du uns erzählen, worum es darin geht und welche Motivation hinter dem Titel steht?
Die Geschichte beschreibt die Erlebnisse einer Schulklasse und einer Journalistin, die auf einer Nachbarinsel von Helgoland landen, die eigentlich gar nicht existiert. Dabei treffen die höchst toxischen Beziehungen zwischen den Schülerinnen und Schülern auf zunächst skurrile und dann zunehmend bedrohliche Ereignisse im Zusammenhang mit der Insel, bis es zum Schluss hin komplett eskaliert, inklusive Tentakelmonster und drohendem Weltuntergang.
Die Story ist tatsächlich ein Herzensprojekt und greift sehr grob die Idee meines ersten Romans auf, den ich mit zwölf geschrieben, aber nie veröffentlicht habe. Auch in dieser Vorlage ging es um die Folgen von Mobbing in einer Schulklasse und um menschliche vs. nicht-menschliche Monster, die auf einer Insel zusammentreffen. Darüber hinaus war mir das Thema der Realitätswahrnehmung wichtig, z. B. das Akzeptieren von Wahrnehmungen, die eigentlich nicht real sind, wie es beim Gaslighting der Fall ist oder bei bestimmten psychischen Erkrankungen. Der Titel „Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand“ bezieht sich auf genau dieses Phänomen. Die Alpakas sind also schon ein skurriles Element, das nicht so recht in die Nordseeinselrealität passt, bei der Farbe ihrer Knochen wird es dann eindeutig. 😀
2023 wurdest du vom Publikum des Berliner Radiosenders Radioplanet Berlin zur Autorin des Jahres gekürt und erhieltst den beliebten Planet Award. Dein Hörbuch „Aber der Kaffee in der Hölle ist einfach besser“ gewann in der Kategorie bester Podcast/bestes Hörbuch Silber. Motiviert solch eine Auszeichnung noch mehr und lässt weitere Ideen nur so fließen?
Ich war davor schon mal für den Planet Award nominiert, insofern hätte ich nie gedacht, dass ich es 2023 bis ins Finale schaffe. Andererseits hatte ich in dem Jahr eine enorme Präsenz, allein im Zuge meines Crowdfundings für das Hörbuch und schließlich für dessen Veröffentlichung. Der Award hat mir insofern gezeigt, was eine starke Community bewirken kann, was jedoch eben diese Präsenz voraussetzt. Insofern hatte der Award weniger einen Einfluss auf meine Ideen und kreativen Projekte als auf mein Bewusstsein bezüglich Networking und Communitypflege.
Was möchtest du Leser*innen mit auf den Weg geben – insbesondere denen, die humorvolle, schräge oder genreüberschreitende Literatur mögen?
Als ich mich damals entschieden habe, meine Dämonenstorys zu veröffentlichen, wusste ich, dass sie nicht Mainstream sind und die Zielgruppe deutlich kleiner ist als für Romance, Thriller oder klassische Fantasy. Die Menschen, die meine Geschichten kaufen und mögen teilen somit mit mir ein gewisses Mindset, was unglaublich verbindet. Deshalb schreibe ich für genau diese Menschen, die – so wie ich – ein bisschen anders sind ^^.
Demon’s Diaries 1 & 2 ist im Selbstverlag erschienen. (Anmerkung: Demon’s Diaries 1 & 2 sind ab dem 13.9. nicht mehr im Handel, ich werde sie aber in anderer Form neu rausbringen. Weiterhin verfügbar sind „Demon’s Diaries – Die Höllenakten“ (2022) und natürlich das Demon’s Diaries Hörbuch „Aber der Kaffee in der Hölle ist einfach besser“.) Dazu kam der Blog ‚cathrynsstuff.net‘ mit Kurzgeschichten und Gedichten (Anmerkung: Der Blog war zuerst da, ich überlege allerdings aktuell, ihn einzustellen). Dann die Zusammenarbeit mit dem Periplaneta Verlag Berlin. Gefolgt von den Inferno-Romanen – „Inferno für Anfänger“ und „Inferno, Chaos und Komplotte und im Mai 2024 „Die Farbe der Knochen von Alpakas am Strand“. Wie wird es da noch weitergehen? Was ist geplant?
Der nächste kreative Output wird wieder ein Demon’s Diaries-Projekt, allerdings in ungewohnter Form und multimedial. Auf jeden Fall ist ein neues Hörbuch für die Storys geplant, außerdem experimentiere ich gerade mit Spieledesigns, die unabhängig von meinen Büchern funktionieren. Auch ein weiterer Infernoteil ist langfristig in Arbeit, bei dem dann Figuren aus den Alpakas auf die Dämonenmädels treffen.
Kurz gesagt…
Alpakas sind nicht immer das, was man erwartet :-P.
Himmel oder Hölle?
Da der Kaffee in der Hölle bekanntlich besser ist …
Du bist mehr Engelchen oder Teufelchen?
Mein dämonischer Kollege Crofachx meint immer, ich sei erschreckend teuflisch.
Mein Lieblingsautor ist Friedrich Dürrenmatt, weil niemand unterhaltsamer das menschlich-dämonische beschreibt und H. P. Lovecraft, weil Wahnsinn und der Horror des Unbekannten nie an Aktualität verlieren.
Mein persönliches Motto: Die Wirklichkeit ist nur ein Teil des Möglichen. (Friedrich Dürrenmatt)
An dieses Genre traue ich mich nicht dran: historische Romane, weil ich mich in akribischer Recherche verlieren würde, ohne hinterher nur einen Satz zu schreiben.
Mit Cay oder Mia in einer WG leben?
Ich bin kein WG Mensch, aber ich bin auch kein Masochist, daher Cay X-D.
Wenn du dich mit deiner Prota Cay treffen könntest, wo würdet ihr hingehen?
Vielleicht lädt sie mich ja in eine gute Höllenkneipe ein.