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Natürlich hatte ich da Manschetten.

Anke Engelke zum Liebesdrama „Dann passiert das Leben”

Schauspielerin Anke Engelke, geboren 1965, moderiert schon als Kind in Radio und Fernsehen. Sie gehört zum Ensemble der legendären Sat.1-„Wochenshow“, ihre Reihe „Ladykracher“ zählt mit acht Staffeln zu den erfolgreichsten Sketch-Comedy-Formaten. Mit ihrem Bastian Pastewka spielt sie in „LOL: Last One Laughing“, in „Fröhliche Weihnachten! – mit Wolfgang & Anneliese“ oder auch bei „Perfekt Verpasst“, der ersten gemeinsamen fiktionalen Serie. Im Kino ist sie in „Mutter“ zu erleben, im Fernsehen ist sie in der Kammerspiel-Reihe „Kurzschluss“ sowie der 8-teiligen ZDFneo-Serie „Chabos“ zu sehen. Anke Engelke ist die deutsche Stimme von „Dorie“ und „Marge Simpson“. Seit über zwanzig Jahren engagiert sie sich für das Medikamentenhilfswerk action medeor. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln. Mit der Schauspielerin unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.

Frau Engelke, man könnte den Film auch „Vom Suchen und Finden der Liebe 2“ nennen…
Engelke Oh, guter Punkt. Es gibt aber einen großen Unterschied: Bei Helmut Dietl spielt das Suchen eine große Rolle. Bei uns passiert das Leben eher – als wüsste man gar nicht genau, was da gerade passiert. Rita und Hans setzen sich nicht damit auseinander, was fehlt. Die beiden wissen, dass es diese Schieflage gibt. Aber wann kommt sie zum Ausdruck? Das ist die zentrale Frage des Films.

Es geht oft ums Eingemachte: Krankheit, Tod, Schuld und Sühne. Wie groß ist die Gefahr, in Kitsch zu kippen? Hatten Sie Bedenken beim Lesen des Drehbuchs?
Natürlich hatte ich da Manschetten. Das kann eine Falle sein, wenn es ausschließlich um Emotionen geht. Es ist ja kein Krimi, keine Komödie, sondern ein Film über Gefühle. Die Gefahr besteht also durchaus, dass es pathetisch wird. Aber das Drehbuch ist große Klasse, hat sehr stabile Figuren, klare Dialoge und die Inszenierung ist extrem gut durchdacht. All das schützt davor, kitschig zu werden.

Zudem geht es bisweilen komisch zu: Beim Fliesenkauf mit Missverständnissen weht ein Hauch von Loriot durch die Szene.
Das fühlten wir auch beim Spielen. Das ist eine Gratwanderung – und darin war Loriot ein Meister. Es macht einen Höllenspaß, solche Szenen zu spielen, zumal mit Uli Tukur. Der kann einen Keks genau richtig essen, was gar nicht so leicht ist. Man muss genau dosieren, wie voll der Mund ist, während man spricht. Das ist feinste Stickerei.

 

Ich merke, dass ich keine Angst haben darf.
Ich möchte mich angstfrei reinstürzen – maximal vorbereitet und maximal mutig.

 

Fühlen Sie sich mit ernsten Rollen wohler als mit Comedy? Oder ist es für Sie kein Unterschied?
Es ist für mich kein Unterschied. Ich bin nicht beleidigt, aber irritiert, wenn jemand denkt, unter einer komischen Rolle liege kein Ernst. Auch eine Figur in einem 30-Sekunden-Sketch in „Ladykracher“ muss glaubwürdig sein. Jede Frauenfigur haben wir gestaltet damals. Sie hat einen Text bekommen, eine Haltung. Was denkt sie? Was ist sie von Beruf? All das wird nie explizit ausgesprochen – aber das alles habe ich gelernt für die Rolle. Die Figur gibt es dann wirklich. Sonst kann ich sie nicht spielen.

Unlängst stand bei einem Interview von Ihnen die Überschrift „Die Grand Dame der Comedy“ – finden Sie sich dafür nicht zu jung?
Solche Stempel und Schubladen gehören wohl dazu. Ich muss mich dazu zum Glück nicht verhalten. Sie stammen von jemandem, der sich Gedanken gemacht hat. Eine Überschrift muss kurz und knapp sein, also wird zusammengefasst. Ich wüsste selbst nicht, was ich da hinschreiben würde.

Sind Sie froh, dass Sie Ihre Karriere zu einer Zeit begonnen haben, in der es noch keine sozialen Medien gab?
Über das Thema habe ich gerade mit meiner Freundin gesprochen. Und die Antwort ist ein klares „Ja“! Ich habe großes Mitgefühl mit denen, die heute anfangen. Vor allem in der Schauspielerei geht es kaum noch ohne soziale Medien und Selbstdarstellung. Es gibt sicher auch schüchterne, unsichere Menschen mit dem Berufswunsch Schauspielerei. Die müssen medial dann etwas darstellen, was sie vielleicht nicht sind.

Was ist die wichtigste Qualität in Ihrem Beruf als Schauspielerin?
Ich kann nur für mich sprechen. Ich merke, dass ich keine Angst haben darf. Ich möchte mich angstfrei reinstürzen – maximal vorbereitet und maximal mutig. Was ich in der Vorbereitung gelernt habe, darf mich nicht einschränken. Wenn eine Szene etwas anderes fordert, will ich es wagen. Das gelingt nur, wenn man angstfrei ist und nicht gefallsüchtig.

Zum Schluss die schwierige Frage: Kennen Sie den dreckigsten Witz der Welt?
Müsste ich das jetzt? Nein, den kenne ich bislang leider nicht. Ich sollte mich vielleicht einmal danach erkundigen…

Fotos Fotos ©Majestic-Daniel Gottschalk

Vergiss nicht, abzustimmen.
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Dieter Osswald

Geschrieben von Dieter Osswald

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