in

Reportage-Reihe – Folge4: Wie schlecht ist der Ruf wirklich?

Friedrich-Wilhelm-Straße

Als Teil des Kultviertels ist die Friedrich-Wilhelm-Straße tagsüber bunt und belebt: Nach erledigten To Dos in der Innenstadt laden Cafés, Restaurants und kleine Läden zum Pausieren und Entdecken ein. Sobald es dunkel wird, kann die freundliche Atmosphäre gelegentlich durch die Bar-, Spielothek- und Rotlichtszene jedoch kippen und düster werden.

Ein Blick zurück: Historie mit Charakter
Die Friedrich‑Wilhelm‑Straße entstand im späten 19. Jahrhundert als Verbindung zwischen dem Alten Hauptbahnhof und der Innenstadt. An der heutigen Straßenbahnhaltestelle steht noch immer die imposante damalige Oberpostdirektion im Stil der flämischen Gotik – ein bauliches Gegenstück zum Bahnhofsportal, das unter Denkmalschutz steht – die heute als Postbank-Beratungsfiliale genutzt wird.

Der angrenzende Friedrich‑Wilhelm‑Platz trägt den Namen des „Schwarzen Herzogs“, einer Symbolfigur der Befreiungskriege. Ursprünglich diente der Platz als repräsentativer Vorplatz des Bahnhofs und bildete das „Tor zur Stadt“, das den Weg Richtung Burg und Innenstadt markierte.

Die Entwicklung des Viertels
Die Friedrich-Wilhelm-Straße und Umgebung zeigt, wie sich Viertel immer wieder neu definieren können: Vom einst edlen Eingangstor zur Stadt, das später Bedeutung und damit auch an Aufent-haltsqualität verlor zu dem heutigen urbanen, vielfältigen und angesagten „Kultviertel“ inmitten von kreativen Plätzen, Cafés und Bars. Hierzu führten Verkehrsverlagerungen, Stadtplanung, kultureller und gesellschaftlicher Wandel. Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz spiegelt sich symbolisch direkt auf der Straße wider: 2024 wurde mit dem Regenbogen-Zebrastreifen an der Bushaltestelle am Fried-rich-Wilhelm-Platz ein Zeichen für ein friedliches Miteinander gesetzt.

Italienisches Flair & Hip Hop Beats
Mit aktuellen Neueröffnungen, die die Gastronomie und die Partyszene der Stadt bereichern, hat sich auch dieses Jahr wieder einiges getan: Wo einst die Lulu Bar ihre Gäste mit nächtlichem Enter-tainment lockte, gehen seit diesem Sommer Partypeople im Hip Hop Club „One Piece“ feiern.
Das italienische Restaurant Diego to Napoli ist ebenfalls im Frühling neu eigezogen und lädt zum Verweilen bei neapolitanischer Pizza und feinen Aperitifs im gemütlichen Innenbereich und auf der Terrasse ein.

Zwischen Szene und Schatten
So bunt es tagsüber in diesem Viertel zugeht, so aufgeladen kann die Stimmung werden, sobald die Sonne untergegangen ist. Auch wenn es vereinzelt zu Konflikten oder Auseinandersetzungen kommt, handelt es sich meist um Einzelfälle. Ein grundsätzlich erhöhtes Sicherheitsrisiko besteht nicht – den-noch empfinden manche Menschen die Gegend nachts als unangenehm und bevorzugen es, nicht allein unterwegs zu sein.

Die Friedrich‑Wilhelm‑Straße ist mehr als ihr Ruf: ein Viertel im Wandel, mit Geschichte, Konflikten, aber auch mit Kreativität, Leben und Perspektive. Wer hier genauer hinsieht, entdeckt zwischen alten Fassaden und neuen Konzepten ein Stück Stadt, das sich nicht in Schubladen stecken lässt.

Foto Lina Tauscher

Vergiss nicht, abzustimmen.
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
Lina Tauscher

Geschrieben von Lina Tauscher

Arm in Braunschweig – Jeder Euro zählt

Neue Gesichter, neue Ideen