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KI für alle – Regeln für alle?

KI für alle – Regeln für alle?

Texte schreiben, Bilder generieren, Fragen beantworten – Künstliche Intelligenz ist heutzutage längst Teil unseres Alltags. Mit dem EU AI Act schafft die Europäische Union erstmals einen umfassenden Rechtsrahmen für KI. Warum das jede:n Nutzer:in betrifft und was sich dadurch ändert, gibt es hier.

Regulierung für die neue Alltagsmacht
ChatGPT ist zum bevorzugten Gesprächspartner geworden, Midjourney erzeugt beeindruckende Bilder, TikTok-Filter analysieren Gesichter, und Navigationssysteme nutzen sie, um Routen effizienter zu gestalten: Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern fester Bestandteil zahlreicher Anwendungen im Berufs- und Privatleben – beim Arbeiten, Lernen, Einkaufen oder in sozialen Netzwerken.
Vor diesem Hintergrund hat die EU mit dem AI Act im Juni bzw. Juli 2024 das weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung von KI verabschiedet. Ziel ist es, potenzielle Risiken zu minimieren, Grundrechte zu schützen sowie gleichzeitig Raum für Innovationen zu lassen und zu schaffen. Ein komplexer Balanceakt, der international auf großes Interesse stößt.

Was genau ist überhaupt der EU AI Act?
Der EU AI Act ist ein Gesetz, das regelt, wie KI in Europa eingesetzt werden darf – und wie nicht. Dabei unterscheidet es KI-Tools anhand ihres Risikograds in vier Kategorien:
1. Verboten: Systeme, die die Grundrechte massiv verletzen, sind verboten.
Beispiele: Social Scoring (Bewertung von Menschen wie etwa in China) oder Echtzeit-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum (mit wenigen Ausnahmen)
2. Hohes Risiko: Anwendungen mit großem Einfluss auf Menschen müssen strenge Vorgaben erfüllen: umfassende Prüfungen, menschliche Kontrolle und hohe Transparenz.
Beispiele: Bewerbermanagement, Medizin, Polizei oder kritische Infrastruktur
3. Begrenztes Risiko: Bestimmte Anwendungen und die damit generierten Ergebnisse müssen klar als Künstliche Intelligenz gekennzeichnet sein, damit Nutzer:innen darüber transparent in Kenntnis gesetzt werden.
Beispiele: Chatbots, Bildgeneratoren und Deepfakes
4. Geringes Risiko: Andere Tools benötigen keine besonderen Maßnahmen oder Einschränkungen.
Beispiele: Rechtschreibkorrektur, Spamfilter und Navigation
Ein weiterer Fokus des AI Acts liegt auf sogenannten „Foundation Models“. Foundation Models wie GPT-4, Gemini oder Claude sind keine direkten Anwendungen im klassischen Sinn, sondern leistungsstarke, allgemeine Basismodelle, die mit riesigen Datenmengen trainiert wurden und die für viele verschiedene Zwecke genutzt werden können: Texte schreiben, Bilder generieren, Sprachen übersetzen, analysieren oder beraten.
Deshalb hat die EU entschieden: Diese Modelle sind nicht automatisch einer der vier Risikostufen zugeordnet, sondern unterliegen eigenen speziellen Regeln – zusätzlich zu möglichen Risiken beim konkreten Einsatz.

Änderungen im KI-Alltag
Genau hier setzt der AI Act an – mit dem Ziel, diese Systeme transparenter und fairer zu machen. So soll jeder, der mit KI spricht, das auch wissen. Egal ob im Kundenservice, beim Recruiting oder auf Social Media – künftig muss klar erkennbar sein, ob gerade ein Mensch oder eine Maschine antwortet. Dazu werden Deepfakes und andere KI-generierte Inhalte gekennzeichnet. Damit wird deutlich, was echt ist und was nicht. Außerdem sollen Diskriminierung und Manipulation verhindert werden, insbesondere bei heiklen Themen wie Bewerbungen, Werbung oder Krediten. Und auch Creator:innen und Freelancer:innen müssen mitziehen: Wer KI in seiner Arbeit nutzt, steht in der Pflicht, das kenntlich zu machen.

Compliance oder Konsequenzen
Auch in der Business-Welt stehen damit einige Veränderungen bevor – und die können bei Nichteinhaltung sehr teuer werden.
So müssen Unternehmen ihre KI-Systeme auf Sicherheit, Fairness und Datenschutz prüfen, dokumentieren und zertifizieren lassen – vor allem bei Hochrisiko-Anwendungen. Fehlende Kennzeichnungen oder Verstöße können Strafen von bis zu 35 Millionen Euro oder 7% des Jahresumsatzes nach sich ziehen. Für Entwickler:innen bedeutet das: Prüfen, ob das KI-System in eine Risikoklasse fällt, und je nach Kategorie die passenden Maßnahmen ergreifen. Sonst wird zur Kasse gebeten…

Gesetz oder gesellschaftliches Versprechen?
Der AI Act ist ein historischer Schritt und ein starkes politisches Signal: Europa will bei der Gestaltung der KI-Zukunft mitreden – und zwar auf Basis von Transparenz, Fairness und Datenschutz. Doch (natürlich) werden auch kritische Stimmen laut: Start-ups fürchten zu viel Bürokratie, der Datenschutz sieht Lücken bei der biometrischen Überwachung, und ob die Umsetzung effektiv klappt, bleibt abzuwarten.
Alles in allem setzt die EU damit ein starkes Zeichen für Verantwortung, Innovation und Schutz zugleich. KI soll mit uns gemeinsam und unter fairen Bedingungen die Zukunft gestalten.

Foto cash-macanaya

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Geschrieben von Jaquelin Ohk

Ein Herz für Tiere