Der Braunschweiger Rapper Koli verwandelt Alltag und Emotionen in ehrliche Texte. Sein Stil: Conscious Emo Rap. Mit seiner Musik verarbeitet er Lebenserfahrungen und bleibt dabei immer er selbst.
Im Skatepark fing alles an: Musik hören, mitrappen und irgendwann selbst Texte schreiben. Der gebürtige Salzgitteraner war damit in seinem Freundeskreis eher ein Außenseiter, denn dort lief vor allem Rock und Metal. Groß geworden ist er mit Casper und Marteria, außerdem zählt er Döll zu einem seiner größten musikalischen Vorbilder.
Durch seine Ausbildung zog Koli, eigentlich Marvin Lüer, nach Braunschweig und fand dort schnell Anschluss an die lokale Rap-Szene. Beim Workshop „k·now·ledge“ von Andreas Bucklisch lernte er neue Techniken und Ausdrucksformen kennen, die seinen Stil bis heute prägen. Angefangen hat er mit dem Rapper Disa, inzwischen ist er Teil des Kreativkollektivs in der Spinnerstraße und arbeitet dort regelmäßig mit MeuteCee zusammen.
Die Braunschweiger Rapszene empfindet Marvin als qualitativ sehr stark, aber nicht besonders eng vernetzt. „Es gibt einfach große Generationsunterschiede“, sagt er, „aber alle paar Monate versuchen wir uns beim BeatBuffet zu treffen.“
Echte Geschichten
Neben der Musik spielt auch sein Beruf eine große Rolle: Koli ist gelernter Krankenpfleger und arbeitet auf der Intensivstation. In seiner EP „müde“ verarbeitet er mit dem Song „8:47 AM“ eine besonders prägende Erinnerung aus dem Arbeitsalltag, die Reanimation einer jungen Frau. „Es hat alles einen realen Ansatz. In der Kunst spitzen sich Dinge oft zu, aber es gibt immer einen echten Kern. Es ist wenig Kunstfigur, es ist sehr viel Marvin“, sagt er. Anfangs standen in seinen Texten Themen wie die Beziehung zu seinem Vater und andere prägende Momente im Mittelpunkt. Heute hat sich das verändert. „Ich möchte mehr Empowerment reinbringen“, erklärt er. „Es soll sich nicht mehr so wehleidig anfühlen – mein Leben ist einfach nicht mehr so.“
Auch seine Arbeitsweise hat sich verändert. Früher schrieb er zu fertigen Beats, was oft mühsam war. Heute ist er von Anfang an im Studio dabei, wenn die Songs entstehen. Ein Freund baut den Beat, Koli experimentiert mit Melodien und dann kommen die Worte fast von selbst. Sein Song „müde“ entstand so in nur zweieinhalb Stunden. „Wenn’s nicht bleibt, dann lass ich’s sein“, sagt er. Oft kann ein Tag für ihn erst enden, wenn der Song fertig ist. Texte einsingen, Songs mischen und mastern – vieles davon macht Koli mittlerweile auch zu Hause. „Die beste Promo ist heute einfach, Musik rauszubringen“, meint er. „Ich glaube, es war noch nie so einfach wie jetzt, aber ohne Social Media geht’s nicht.“

Trotzdem geht es ihm nicht um schnellen Ruhm. Viel wichtiger ist ihm, mit seiner Musik etwas aufzubauen. In den nächsten fünf Jahren möchte er einen Teil seines Lebensunterhalts damit verdienen, mehr Konzerte spielen und eines Tages mit einer eigenen Tour durchs Land reisen.
Auftritte sind für ihn etwas Besonderes, weil er dort merkt, dass Menschen ihm wirklich zuhören. „Früher hatte ich oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein“, erzählt er. „Aber wenn du auf der Bühne stehst und direktes Feedback bekommst, merke ich: Ich bin genug und ich werde gehört.“
Besonders magisch ist für ihn die Arbeit im Studio, wenn Wort, Text und Beat plötzlich ineinandergreifen. Diese Momente sind es, die ihn antreiben – vor allem, wenn er mit anderen Künstlern arbeitet. „Bei Features ist das wie ein Ping-Pong mit Worten“, sagt er. „Man kommt ganz nah an die Gedanken der anderen Person.“
Sein aktueller Lieblingssong ist meistens einer seiner Neusten – momentan „Streetview“ von seiner EP „Von dir“, die am 31. Oktober zusammen mit dem Produzenten Ullmann erschienen ist. Kolis Musik ist auf allen gängigen Streamingplattformen verfügbar. Auf Instagram ist er unter @kolirapptjetzt zu finden.
Fotos Mel Rangel, Shua Wang





























