Der Braunschweiger Fonds für Kinder und Jugendliche unterstützt eine Präventionskette von der Geburt bis ins Erwachsenenalter. Jede Spende ist wichtig.
Mädchen und Jungen hoffen auf die Essensreste ihrer Mitschüler“ unter diesem Titel veröffentlichte die Braunschweiger Zeitung 2007 einen Artikel, der die Stadtgesellschaft aufrüttelte. Verwaltung, Politik, Organisationen und Vereine fanden sich zu einem Netzwerk zusammen.
Inzwischen hat sich viel getan. Von Bund und Land gibt es verschiedene Töpfe zur Unterstützung von Kindern und Familien, die Stadt Braunschweig hat eine klare Präventionskette aufgebaut, die einem kommunalen Handlungskonzept folgt.
Doch die Armut ist geblieben. Arme Kinder kommen aus armen Familien. Das wird weder die Kommune noch die Stadtgesellschaft komplett ändern können. Aber: Um neben dem offiziellen Weg unbürokratisch helfen zu können, gibt es den Braunschweiger Fonds für Kinder und Jugendliche. New Yorker-Gründer Friedrich Knapp hat ihn vor zig Jahren mit einer Million Euro unterstützt. Der ehemalige Probst Armin Kraft hat unermüdlich Spenden gesammelt. Rüdiger Warnke und Friedrike Harlfinger folgten ihm, aktuell sind Ingeborg Obi-Preuß und Andreas Bierich die Schirmherren (Bild oben). Viele Braunschweigerinnen und Braunschweiger spenden regelmäßig. Dennoch ist der Fonds relativ unbekannt. Und das ist schade.
Ein Beirat kann schnell und unbürokratisch entscheiden, wo Unterstützung hinfließt. Es gibt Projekte, die langfristig gefördert werden, wie zum Beispiel ein kleines Budget für Schulen und Kindertagesstätten, um bei kostspieligen Exkursionen zu entlasten, sowie schnelle Einzelfallhilfe. Angesiedelt ist das Handlungskonzept beim Sozialreferat. Institutionen wie Schulen oder Vereine können sich auch mit Einzelfallproblemen melden – und erhalten in der Regel schnelle Hilfe.
Zum Beispiel hatte gerade eine Lehrerin aus einer Grundschule angerufen: Ein Vater mit Migrationshintergrund steht plötzlich mit seinen drei Kindern allein da. Die Mutter hat die Familie verlassen. Die Schule hat einen Spendenaufruf organisiert, schnell kam das Nötigste zusammen. Doch es fehlten noch Ranzen und Mappen. Die konnten aus dem Fonds innerhalb von drei Tagen bezahlt werden.
Dr. Cristina Rentzsch, Stadträtin, Dezernat für Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend (Bild unten): „In den letzten Jahren hat Braunschweig diverse Maßnahmen und Initiativen entwickelt, die in der Prävention von Armutsfolgen zielorientiert auf struktureller, praktischer und planerischer Ebene ansetzen. Kinder-, Familien- und später Altersarmut hängen zusammen und bedürfen der Anstrengungen von Bund, Land und Kommune. Eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die wir immer wieder als Querschnittsaufgabe verstehen müssen. Leider eine unter Vielen. Armutssensibilisierung auf allen Ebenen der Verwaltung sowie in der Zivilgesellschaft ist hier besonders gefordert. Braunschweig hat bereits ein gutes und in vielen Teilen umgesetztes Handlungskonzept Kinderarmut. Der Braunschweiger Fonds für Kinder und Jugendliche ist hier ein wertvoller Baustein.“
www.braunschweig.de/kinderarmut
Koordination Kinderarmut
Schuhstraße 24, Telefon 0531 470- 3205. Mehr Infos im Netz, Spenden sind willkommen. Jeder Euro fließt zu 100 Prozent in den Fonds. Die nötigen Verwaltungskosten übernimmt die Stadt.
Text Ingeborg Obi-Preuß
Foto Annette Rueß, Tatyana-stock.adobe.com