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Welcher Weg ist der richtige?

Der Wunsch nach Erfüllung wird immer größer.

 

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht zur Arbeit gehen, den Arbeitstag genießen, nicht immer über die eigenen Grenzen gehen, die eigenen Wünsche verwirklichen und mit gutem Geld nach Hause gehen. Ein großer Wunsch, den wir alle mit uns tragen. Ein Wunsch, der nur so nach Erfüllung schreit.

 

Zu hohe Erwartungen
„Hauptsache, du findest einen Beruf, der dich glücklich macht.“ Einen Satz, den meine Freunde und ich schon oft gehört haben. Einen Satz, den wir verinnerlicht haben. Heutzutage wachsen wir mit der Erwartung auf, einen Beruf zu finden, der nicht nur gut bezahlt ist, sondern auch Spaß macht. Gleichzeitig sehen wir, dass Traumberufe nicht immer gut bezahlt sind oder für uns nicht erfüllbare Arbeitsbedingungen mit sich bringen. Das führt zu einem Zwiespalt zwischen Idealen und Realitäten.
Während frühere Generationen Jobs nur hatten, um Geld zu verdienen, schwebt Gen Z in der Blase der Erfüllung.

Ein altes Paar Schuhe
Lebenshaltungskosten wie Mietkosten, Lebensmittel oder Strompreise steigen und die Angst davor, wie es sein wird, wenn wir erwachsen werden, fühlt sich an wie ein altes, abgetragenes Paar Schuhe.
Man findet sie trotz Abnutzungen wunderschön. Sie sind eigentlich nicht mehr zu reparieren, und nach einiger Zeit wäre es schwierig, sie überhaupt noch zu tragen. Aber neue zu kaufen würde Nachteile mit sich bringen, da sie einen nicht so glücklich machen würden und nicht so schön wären wie die alten. Wollen wir die alten Schuhe weitertragen, obwohl es schwierig sein könnte, in ihnen zu laufen? Oder wollen wir neue kaufen, aber nicht dieses Strahlen in den Augen tragen, wenn wir jeden Tag in ihnen laufen? Die Frage, die wir uns alle stellen.

Ein innerer Konflikt
In Städten zu wohnen wird zum Luxus, und die Lebensmittelpreise im Supermarkt sind nicht mehr nur noch Preise, sondern eine Stimme, die uns sagt: „Du kannst es dir nicht mehr leisten.“
So viele Fragen in unseren Köpfen, die uns begleiten. Wie sollen wir später unsere Familie ernähren? Stoppt das jemand irgendwann? Wie können die sich ein Haus leisten? Kann ich glücklich und finanziell unabhängig leben? Ein innerer Konflikt von Sicherheit und Selbstverwirklichung.

Wo findet die Selbstverwirklichung einen Platz?
Freunde von mir, die einen kreativen Beruf wählen wollen – in Richtung Design oder Kunst –, weil das ihre Leidenschaft weckt. Aber genau diese Berufe sind häufig schlecht bezahlt, während Bereiche wie zum Beispiel technische Dokumentation oder Finanzen sichere Zukünfte vorweisen, diese aber oft keine Kreativität mit sich bringen und eher als langweilig gelten.
Natürlich könnte man versuchen, einen Mittelweg zu finden und seine Leidenschaft bei etwas Nebensächlichem zu verwirklichen und hauptberuflich etwas finanziell Sicheres zu tun. Aber wie viel Zeit bleibt dann noch übrig? Ist man dann trotzdem zu 100% erfüllt? Gibt es diese 100% überhaupt? Gibt es diese Idealvorstellung überhaupt oder ist das ein Mythos?

Einen anderen Weg gehen
Meine Eltern haben mir etwas mitgegeben, wofür ich sehr dankbar bin. Beide haben einen vielseitigen Berufsweg hinter sich und haben sich oft umentschieden, was mir gezeigt hat, dass es völlig in Ordnung ist.
Ich habe gelernt, dass man sich mit Mitte 40 dazu entscheiden kann, eine Ausbildung anzufangen. Sich umzuentscheiden ist menschlich, und wenn man unglücklich ist, ist das die beste Entscheidung. Ich möchte jedem weitergeben, dass man nicht sein Leben lang einen Beruf ausleben muss. Man kann immer neu anfangen. Immerhin leben wir alle nur dieses eine Mal.

Realistisch denken dürfen
Die wichtigste Frage für mich ist: Wäre es wirklich so schlimm, eine Arbeit nur wegen des Geldes zu machen, solange sie ein sicheres Leben ermöglicht?
Ich denke: nein.
Wir können versuchen, die Generation zu sein, die beides vereint: Spaß und finanzielle Absicherung. Aber dieser Druck, den wir haben, etwas zu finden, was 100% Spaß macht, macht uns kaputt, und wir dürfen auch realitätsnah in die Zukunft blicken. Wir können unseren Freunden und auch später unseren Kindern weitergeben, dass es wichtig ist, einen Beruf nicht nur zum Zweck zu wählen und dass Erfüllung auch eine Rolle spielt – aber dass das nicht immer hinhaut und realistisch zu denken und sich umzuentscheiden auch ein richtiger Weg ist.

Foto privat

Vergiss nicht, abzustimmen.
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Geschrieben von Mari Klauk

Reportage-Reihe: Folge1 – Wie schlecht ist der Ruf wirklich?

„Ich hoffe, unser Film macht Mut.“