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Reportage-Reihe: Folge1 – Wie schlecht ist der Ruf wirklich?

Termin
21.06 Sommerfest der Arbeitsgemeinschaft Weststadt

 

Zwischen Hochhäusern und Grünanlage: Die Weststadt

 

Wer an die Weststadt denkt, hat oft ein negatives Bild im Kopf. Der Stadtteil im Südwesten Braunschweigs gilt für viele als Problemviertel. Dass in dem Stadtteil aber viel mehr steckt, ahnen die wenigsten.
In unserer neuen Reihe „Wie schlecht ist der Ruf wirklich?” widmen wir uns verschiedenen Orten und Stadtteilen in Braunschweig, die bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt ein eher negatives Bild hervorrufen. Stimmt es, was sich hinter diesem Ruf verbirgt, oder sind es nur Vorurteile? Diese Frage soll geklärt werden.

 

Wie entsteht ein Problemviertel?
Nahezu jede Stadt kennt sie: Die Wohngebiete mit dem schlechten Ruf – häufig verbunden mit Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Ungleichheit. Solche Viertel entstehen häufig durch städtebauliche Fehlplanungen. Durch Stigmatisierung geraten sie zusätzlich ins Abseits, was zu weiteren Benachteiligungen führen kann. Oft handelt es sich um ein Randgebiet, das in räumlich abgegrenzten Teilen der Stadt entsteht.

Von Beginn an schlechtes Image
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten viele ehemalige polnische Zwangsarbeiter in den alten Kasernen der heutigen Weststadt, abgeschottet von der restlichen Stadt. Die Bewohner galten als Außenseiter – das Viertel war von Anfang an mit Vorurteilen behaftet.
Die heutige Weststadt entstand ab 1960 als größtes Wohnungsbauprojekt der Region. Bis in die 1980er Jahre wurden dort Wohnungen für etwa 25.000 Menschen gebaut. Teile des Viertels waren als so genannte Schlafstadt geplant – reine Wohnräume ohne soziale Infrastruktur. Zudem wurden Wohnungen gezielt an finanziell schwache Gruppen vergeben. Kein idealer Start für ein funktionierendes Miteinander.

Neue Strukturen durch Zusammenarbeit
Im Jahr 2000 gründeten Politik, Vereine, Kirchen und Wohnungsbaugesellschaften die Arbeitsgemeinschaft Weststadt. Bis heute ist es das Ziel, Menschen zu verbinden – etwa durch Veranstaltungen wie das Sommerfest, den Weihnachtsmarkt und die Weststadtwoche.
Das anfängliche Desinteresse der Stadt an der Weststadt war schnell verflogen. Dadurch, dass drei großen Baugenossenschaften von Anfang an ihre Finger im Spiel hatten, kam es auch schnell dazu, dass sich die Stadt mit der Stadtteilentwicklung an den Projekten in der Weststadt beteiligte.

Grün, lebendig – und unterschätzt
Was viele überraschen dürfte: Die Weststadt gehört zu den grünsten Stadtteilen Braunschweigs. Westpark und Donaupark durchziehen das Viertel. Neben Hochhäusern gibt es moderne Neubauten und Einfamilienhäuser.
Auch die Infrastruktur kann sich sehen lassen: Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und Kindergärten. Durch Bus und Bahn ist man gut angebunden und schnell in der Innenstadt. Das Einzige, was der Weststadt fehlt, ist ein breiteres Angebot an Cafés und Restaurants.

Zwischen Vielfalt und Herausforderung
Mit rund 25.000 Einwohnern ist die Weststadt einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile. Dadurch kann es schneller zu Konflikten kommen, da viele Menschen zusammenkommen. In der Weststadt treffen verschiedene Kulturen und Generationen aufeinander – das bringt Herausforderungen, aber auch vielfältige Chancen für das Miteinander.
Verglichen mit dem Rest von Braunschweig leben in der Weststadt überdurchschnittlich viele junge und alte Menschen. Herausforderungen bleiben: Armut, Einsamkeit und soziale Ungleichheit. Jedes zweite Kind in der Weststadt lebt laut Sozialbericht in Armut. In der Kriminalitätsstatistik sticht der Stadtteil jedoch nicht negativ hervor.

Problemviertel oder Vorurteil?
Bleibt die Frage: Stimmt es, was sich hinter dem Ruf verbirgt, oder sind es nur Vorurteile? Die Weststadt ist deutlich mehr als ihr schlechtes Image. Wer hier lebt oder arbeitet, berichtet von Engagement, Nachbarschaft und Gemeinschaft. Natürlich gäbe es Probleme, aber die gibt es auch in anderen Stadtteilen. Vor Ort zeigt sich ein vielfältiger, lebendiger Stadtteil mit Ecken, aber auch mit viel Potenzial und Engagement.

Foto Eileen Schlätel

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Geschrieben von Eileen Schlaetel

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