Hinzu kommen die zuletzt deutlich angestiegenen Spritpreise und damit einhergehend auch ein erwachendes Bewusstsein für einen bedachten Umgang mit begrenzten Ressourcen, die zusätzlich zum Umstieg aufs Rad motivieren. Hiesige Fahrradläden und -werkstätten kommen bei der hohen Nachfrage nach einem neuen Zweirad kaum hinterher.
Um ein sicheres, freudvolles und angenehmes Radeln abseits der verkehrsgefüllten Stadt zu ermöglichen, wird in Braunschweig weiterhin am Ringgleis gearbeitet; aber auch Richtung Wolfsburg, Wolfenbüttel und Hannover gibt es gut ausgebaute Radwege, die eine Fahrt zur Arbeit unter freiem Himmel ermöglichen.
Um dem ohnehin schon umweltliebenden Vehikel noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen, ist etwa Ecki’s kleine Fahrradwelt in Broitzem kreativ geworden und hat das österreichische Holzfahrrad „My Esel“ ins Sortiment aufgenommen. Das Elektro-Rad wiegt 20 Kilogramm und ist damit leichter als herkömmliche E-Bikes. Der einzigartige Holzrahmen stammt aus österreichischen Wäldern und sorgt durch seine natürliche Eigendämpfung für eine besonders hohe Laufruhe. So vereint „My Esel“ Nachhaltigkeit mit Innovation!
Wie vielseitig die Erlebnisse auf dem Rad sein können, welche Motivationen hinter dem Radeln stecken und wie das Strampeln kreativ oder für einen guten Zweck genutzt werden kann, verraten Braunschweigs außergewöhnlichste Radler:innen. Keine Abgase, keine langwierige Parkplatzsuche, dafür Frischluft, stramme Waden und ein ultimatives Gefühl von Freiheit – ein Hoch auf die Erfindung des Rades!
Unterwegs in der Region und der Welt: SUBWAY hat sich mit außergewöhnlichen Braunschweiger Radler:innen unterhalten.

„Es braucht kein technisch perfektes Rad, um ans Ziel zu kommen und unterwegs schöne Momente zu erleben“
Student und Percussionist bei You Silence I Bird
Mit dem Fahrrad ins Auslandssemester nach Lissabon – diesen gigantischen Trip wagte Moses im Sommer 2021. Dabei ging es dem You-Silence-I-Bird-Bandmitglied nicht etwa um den sportlichen Aspekt der rund 2 400 Kilometer langen Tour, sondern vielmehr um seinen Beitrag für die Umwelt: „Mich motiviert der Gedanke, dass ich mit jeder Strecke, die ich mit dem Fahrrad zurücklege, statt ein motorisiertes Fahrzeug zu nutzen, einen Beitrag zur Verkehrswende leiste“, berichtet uns der Radreisende. „Ich möchte damit andere motivieren und ihnen zeigen, dass das Fahrrad viel alltauglicher ist, als oft gedacht.“ Tatsächlich hat Moses sein Reise-Rad Second Hand gekauft – trotzdem hat es ihn auf der gesamten Tour nicht im Stich gelassen. „Ich mag mein Fahrrad, weil es nicht perfekt ist!“, schwärmt der Student. Mit einem überwältigenden Gefühl, die Strecke tatsächlich aus eigener Kraft geschafft zu haben, erreichte Moses sein Ziel im September pünktlich vor Semesterstart. Im Februar 2022 radelte er wieder zurück.
Fotograf und Radler mit Herz
Von der geliebten Freizeitbeschäftigung zum Charity-Ride: Ende März setzte sich der Fotograf und Hobby-Radler Sebastian Dorbrietz für 24 Stunden auf sein Rennrad, um Spendengelder für das Ukraine-Hilfsprojekt der Zirkusschule Dobbelino zu sammeln. Insgesamt fuhr er 584 Kilometer – ohne Schlaf und mit nur wenigen Pausen – und konnte damit eine sensationelle Summe von 13 176,40 Euro für den guten Zweck eintreiben. Das Hilfsprojekt kann übrigens immer noch unterstützt werden! „Ich wünsche mir, dass die Menschen mehr darauf achten, ihren Nächsten zu helfen, aufeinander aufzupassen und noch enger zusammenrücken, um diese Welt zu einem liebenswerten Lebensort für alle zu machen“, sinniert der Sportler mit Herz. Für ihn ist das Fahrrad schlichtweg ein ideales Fortbewegungsmittel: „Es bietet die Möglichkeit, mit wenig Kraft sehr weit zu kommen, die Umwelt und Natur schonend zu behandeln, neue Wege zu entdecken und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit zu tun“, schildert Sebastian. Wenn er selbst auf dem Rad unterwegs ist, braucht er nur dem Rascheln der Kette zu lauschen; dem sanft-wummernden Sound der Räder und dem akustischen Rhythmus der Umdrehungen und lässt sich in diesem meditativen Zustand von seinem Gefährt treiben.

„Alles ist mit dem Fahrrad möglich – was will man mehr?“

„Ein Leben ohne Fahrrad wäre wie Pommes ohne Mayo“
Foodstylistin und Rennrad-Enthusiastin
Ein Overnighter von Braunschweig zur Ostsee und zurück mit Übernachtung an einer Bushaltestelle – so in etwa sieht ein All-Inclusive-Trip à la Rike aus. Auf dem Rad unterwegs zu sein bedeutet für sie grenzenlose Freiheit – „es ermöglicht einfach so viele Abenteuer, ohne dass man viel dafür benötigt“, berichtet die Cyclista, Barista und Foodstylistin. Seit März 2021 ist Rike Ride Captain des Alpecin Teams, dabei hat sie ihre Leidenschaft fürs Rennradeln erst vor etwa zwei Jahren entdeckt. „Ich habe einfach gemerkt, dass ich durch das Fahren mehr Stärke, Kraft und Ausdauer bekomme – sowohl physisch als auch psychisch“, so ihre Erfahrung, seit sie das Radfahren intensiviert hat. Heute ist der Sattel Rikes Zuhause und darüber bloggt sie fleißig auf ihrem Instagram-Kanal @rike.inlovewithfood. Rike ist sich sicher: Wir alle wären ein wenig gelassener und ausgeglichener, wenn wir öfter mal auf dem Stahlross unterwegs wären.
Andreas Rudnicki
General Manager und Profisportler
Trotz Handicap zum Weltklasse-Sport – das schaffte Radsportler und Unternehmer Andreas Rudnicki, der inzwischen zu den besten Paracyclisten Deutschlands zählt. Aufgrund einer angeborenen schweren Behinderung hat Andreas keine Unterschenkelmuskulatur und kämpfte noch bis vor einigen Jahren mit starkem Übergewicht. Umso beeindruckender ist der Lebenswandel der Kämpfernatur und so gehören der Sport und das Radfahren heute zu seinem Alltag: „Es macht einfach Spaß, sich an der frischen Luft zu bewegen“, erzählt uns Andreas. „Es ist so einfach und unkompliziert: Umziehen, auf das Rad steigen und die Natur genießen!“, ergänzt er. Neben den Erfolgen, die Andreas durch das Radfahren genießen kann, bietet der Sport für ihn auch mentale Erholung – insbesondere wenn er mit seinen Kindern am Mittellandkanal oder im Elm unterwegs ist. Hut ab für diese Leistung und Disziplin!

„Einfacher und schonender kann man sich nicht fortbewegen“

„Das Interessanteste am Fahrradfahren ist die Erkundung neuer Gegenden“
Volker Weinlich
Systemanalytiker im Vorruhestand und GPS-Radler
Kreativität und Fahrradfahren vereint Volker Weinlich wie kein Zweiter: Seit 2020 düst der Braunschweiger Rentner auf seinem E-Bike durch die Region und kreiert dabei ulkige Bilder mittels GPS-Tracking. Inzwischen hat Volker schon etwa 70 Bilder geradelt – von lustigen Motiven über Liebeserklärungen an Braunschweig hin zu politischen Botschaften gibt es auf seinem Blog gpsbilder.de immer etwas Neues zu entdecken. „Für meine GPS-Bilder ist das Navigationsgerät das wichtigste Zubehör. Am zweitwichtigsten ist ein schnell einsatzbereiter Fotoapparat“, verrät der pensionierte Systemanalytiker, der sich mit dem GPS-Malen seinen Vorruhestand mit Spaß an der frischen Luft versüßt. „Außerdem liebe ich meinen Unterstützungsmotor am E-Bike, der längere Fahrten und damit detailliertere Bilder erlaubt“, berichtet Volker. Trotzdem genießt er an seinem Hobby vor allem die Entschleunigung, denn beim Bilder-Radeln geht es nicht um den kürzesten Weg von A nach B und so erkundet Volker auch viele kleine Gassen, Wohngebiete, Feldwege und Wälder. Wenn gerade kein neues GPS-Bild ansteht, fährt der Fahrradfreund auch gerne Brückenslalom – „an jeder Brücke eines Flusses wird die Seite gewechselt“, lacht er. So wirds auf dem Rad nie langweilig!
Text Louisa Ferch
Fotos privat, Andreas Rudnicki, Volker Weinlich, Simple Line-stock.adobe.com,
Christoph Kadur, Simple Line-stock.adobe.com, privat, Ricardo Wiesinger