Fünf Braunschweigerinnen verraten, welche Hochzeitsbräuche es in anderen Ländern gibt.
Sei es das Holzstammsägen, der Polterabend oder das Brautstraußwerfen – in Deutschland gibt es zahlreiche Bräuche, die die Hochzeitsgesellschaft belustigen und dem Brautpaar Glück bringen sollen. Aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gibt es unterschiedliche, teilweise sogar skurrile Hochzeitssitten.
„Something old, something new, something borrowed, something blue, and a silver in your shoe, to make all her wishes and dreams come true“ – diesen Spruch kennt man sowohl auf der Insel als auch auf dem Kontinent. Vor allem Schuhe und Kleidung sind bei schottischen Hochzeiten von großer symbolischer Bedeutung. Der Bräutigam trägt an diesem besonderen Tag einen Kilt, meist in den Familienfarben und dazu einen Fellbeutel; die Braut trägt ein passendes Kleid. Als einer der glücksverheißenden schottischen Bräuche gilt der letzte Stich am Kleid der Braut, den diese am Hochzeitsmorgen selbst nähen muss. Vor der Hochzeit übergibt der Brautvater seinem zukünftigen Schwiegersohn einen getragenen Schuh, der die Verantwortung, die von ihm auf den zukünftigen Ehemann übertragen wird, symbolisiert. In den Brautschuh wird zudem eine Münze gelegt, welche immerwährendes Glück verheißen soll. Besonders schön finde ich persönlich die Tea-Party vor der Hochzeit, zu der die Brautmutter alle weiblichen Gäste einlädt. Diese präsentieren dabei ihre nicht verpackten Hochzeitsgeschenke. Man kann sich vorstellen, wie lustig und beschwingt es dabei zugeht. Es wird gelacht und gelästert. Diese Tradition soll das Eheleben versüßen.


In China ist die Hochzeit ein extrem großes Ereignis und zwar nicht nur für das Brautpaar selbst, sondern für die gesamte Familie. Bevor überhaupt geheiratet werden kann, befragen die Eltern zunächst einen Wahrsager, was das perfekte Hochzeitsdatum anbelangt. Bei der Hochzeit selbst spielt die Farbe Rot eine ganz zentrale Rolle, denn sie symbolisiert Glück und Reichtum. Zwar tragen viele Bräute ein modernes weißes Brautkleid, doch während der Feier zieht sich die Braut meist noch zwei mal um und trägt zuerst ein rotes Brautkleid und als klassische chinesische Tracht im Anschluss ein traditionelles rotes Qipao. Was die Wahl der Hochzeitsgeschenke anbelangt, spielen Geld und Gold eine überaus wichtige Rolle, denn mit diesen Präsenten drückt der Gast seinen Status aus: Je höher der überreichte Betrag, umso größer das Ansehen des Schenkenden und des Beschenkten. Übrigens spielt auch hier die Farbe Rot eine wichtige Rolle, denn das Geld wird in roten Umschlägen, Hongbao genannt, überreicht.


Die Hochzeitspartys in Brasilien sind oftmals sehr glamourös und es werden mehr als einhundert Gäste eingeladen, die viel tanzen. Und weil es nicht sehr angenehm ist, den ganzen Abend mit High Heels das Tanzbein zu schwingen, bekommen die weiblichen Hochzeitsgäste Flip-Flops geschenkt. Natürlich gibt es viele verschiedene Hochzeitstraditionen in Brasilien. Ich finde es persönlich zum Beispiel einen sehr interessanten Hochzeitsbrauch, die Namen der noch ledigen Freundinnen an den Saum auf der Innenseite des Brautkleides zu sticken. Die Hoffnung ist, dass diese dann auch bald heiraten mögen …


In Italien wird vor der Hochzeit die sogenannte „Serenata“ abgehalten. Der Bräutigam begibt sich zum Haus seiner Zukünftigen und widmet ihr einen Liebesgesang. Dies tut er meistens nicht allein, sondern mit Unterstützung vieler Freunde und Verwandter, die das Ereignis bis zum entscheidenden Moment vor der Braut geheim halten. Vor dem Haus der Braut angelangt stimmen Bräutigam samt Gefolge den Gesang an. Gesungen wird so lange, bis die Braut das Fenster öffnet und rausschaut. Häufig wird eine Leiter ans Fenster gestellt, damit der Bräutigam zur Braut steigen kann, um sie zu küssen. Der Kuss muss sein! Dann wird die ganze Nacht gefeiert und getanzt. Ein weiterer schöner Brauch ist übrigens auch die Bomboniera, ein kleines dekoratives Behältnis, in dem Confettis aufbewahrt werden, das sind Mandeln mit einem Zuckerüberzug. Bereits in der Antike war es Brauch, dass Gäste dem Brautpaar Mandeln, Nüsse, frisches oder trockenes Obst oder typisches Gebäck aus ihrem Herkunftsort als Zeichen ihrer Glückwünsche mitbrachten. Dazu wurden die Gaben in dekorative Gefäße verpackt und übergeben. Heute ist es umgekehrt: Es ist das Brautpaar, das den Gästen als Dank für ihre Teilnahme an dem freudigen Ereignis eine Bomboniera überreicht.


Das Essen bei einer peruanischen Hochzeitsfeier ist auf alle Fälle reichlich und besteht neben Gemüse, Kartoffeln und Reis fast überwiegend aus Fleisch – unter anderem steht in Peru auch Meerschweinchen als Delikatesse auf der Speisekarte. In Huancayo, einer Stadt etwa 250 Kilometer von Lima entfernt, ist es beispielsweise ein traditioneller Brauch, dass die Familien des Paares im Tanz gegeneinander antreten, um dem frischgebackenen Ehepaar teure Geschenke zu überreichen. Ein sehr schöner Hochzeitsbrauch in anderen Teilen Perus sind die kleinen Kostbarkeiten, die in die Hochzeitstorte eingebacken werden. Derjenige, der so ein Stück auf dem Teller hat, darf sich über besonders viel Glück in der Zukunft freuen. Im peruanischen Regenwald hingegen kennt man einen etwas ungewöhnlichen Hochzeitsbrauch: Die heiratswilligen Damen kämpfen hier um einen Mann, bis eine der Frauen als Siegerin hervorgeht. Diese darf dann den Bräutigam ehelichen.


Text Kerstin Lautenbach-Hsu
Fotos David Taylor, Bruno Herfurtner, Enrico Lummitsch, Kerstin Lautenbach-Hsu,
Christina Antonelli, comotomo, standret , creativefamily, Dasha Petrenko,
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