Braunschweigs rege Film-Szene hat seit 2015 eine eigene Krimi-Serie: Kommissar Sanddorn und sein Team ermitteln beim diesjährigen Filmfest in ihrer dritten und vierten Folge.

Was waren die Anfänge deines filmischen Schaffens?
Das Filmen liegt bei mir in der Familie. Bereits mein Opa war ein begeisterter Hobbyfilmer. Damals gab es die ersten Super-8-Kameras, mit denen man filmen konnte. Er hat beispielsweise Hochzeiten begleitet und damit sein erstes Geld verdient. Mein Vater hat dieses Hobby übernommen. Mit 15 Jahren habe ich mich dann auch stärker fürs Filmen interessiert. Zu Beginn haben mein Bruder und ich uns beim Fußball gefilmt. Danach habe ich versucht, das Material zu schneiden, das hat mir ebenfalls Spaß gemacht. Diese Werke würde ich heute jedoch niemandem mehr zeigen, aber es war eben der Anfang. Später kam mir die Idee, dass es spannend wäre, einen Krimi zu drehen. Das hat sich dann in den folgenden Jahren weiterentwickelt.
Wie bist du auf die „Sanddorn“-Krimis gekommen?
Bevor es mit Sanddorn losging, sind seit meinen ersten filmischen Ausflügen ein paar Jahre vergangen. Früher habe ich meine Stories selbst geschrieben. Dabei habe ich mir Inspiration aus dem Fernsehen oder dem Kino geholt. Jedoch habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass ich mich stärker auf Regie und Kamera konzentrieren möchte. Vor zwei Jahren habe ich mich ganz konkret in Braunschweig nach jemandem umgesehen, der Krimis schreibt. Ich bin auf Dirk Rühmann gestoßen, der vielen vielleicht von „Mord auf der Oker“ bekannt ist. Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen und zunächst eine seiner kleinen Geschichten verfilmt. Das hat ihm gut gefallen, sodass er mir die „Sanddorn“-Krimis als nächstes Projekt vorgeschlagen hat.
Ich würde gern einen Film drehen, der gesellschaftskritisch ist. Ein Film der die Zuschauer wachrüttelt und sie zum Nachdenken anregt, ohne gleich zu politisch zu werden.
Warum eigentlich Krimis?
Wenn man Filme machen will, dann braucht man Leute. Und mit abgefahrenen Sachen kann man die nicht zum Mitmachen motivieren. Das hat beim Krimi sehr viel besser funktioniert, damit können die meisten etwas anfangen. Außerdem ich finde Krimis selbst auch sehr spannend.
Welcher Teil bei dem filmischen Prozess gefällt dir am besten?
Das ist eindeutig die Kamera. Es fasziniert mich, wie ich damit meine eigenen Vorstellungen visuell umsetzen und somit anderen Menschen zugänglich machen kann. Bei der Regie hingegen muss man sehr viel Geduld haben.
Wie lange dauert es, eine „Sanddorn“-Geschichte zu verfilmen?
Ideen sind immer da und kommen regelmäßig, Dirk Rühmann ist sehr kreativ. Bis zu einem stehenden Drehbuch dauert es dann noch ein bis zwei Monate. Ist das fertig, geht es los mit der Suche nach passenden Locations. Dazu kommen die Überlegungen, wer von den Personen in unserem Portfolio in die entsprechenden Rollen passen könnte.

Was dauert am längsten?
Eindeutig die Nachbearbeitung. Das habe ich gerade erst wieder beim neuesten Streifen gemerkt. Da kamen weit über 200 Arbeitsstunden zusammen. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Ansprüche gewachsen sind und wir uns die Zeit nehmen, die Qualität immer weiter zu steigern. Das sieht und hört man den Filmen an. Wir werden uns für die nächsten Projekte sogar noch mehr Zeit lassen.
Welchem bekannten Regisseur würdest du gern einmal über die Schulter schauen?
Man kann ja über Til Schweiger sagen, was man will, aber er produziert seine eigenen Sachen mit der eigenen Produktionsfirma. Er möchte von niemandem abhängig sein. Das imponiert mir. Dazu schreibt er Drehbücher und führt Regie – das ist in der Kombination sehr interessant. Das würde ich mir gern mal ansehen. Er ist in Deutschland einer der erfolgreichsten Filmemacher und das Gesamtbild seiner Filme ist beeindruckend. Außerdem sollen seine Partys nach Drehschluss legendär sein. Aber es ist sicherlich nicht immer einfach, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Mit welchem Thema würdest du gern einmal arbeiten?
Ich würde gern einen Film drehen, der gesellschaftskritisch ist. Ein Film der die Zuschauer wachrüttelt und sie zum Nachdenken anregt, ohne gleich zu politisch zu werden. Die Flüchtlingsthematik ist da zum Beispiel ganz interessant. Mit einer richtig guten Geschichte zu drehen, die muss auch gar nicht so lang sein, das fände ich spitze. Das Thema „Mobbing“ halte ich ebenfalls für äußerst interessant, es filmisch umzusetzen und darauf aufmerksam zu machen. Dazu hatte ich sogar schon konkrete Ideen.
Was ist für einen spannenden Film wichtig?
Für mich sind das die Charaktere. Über die kann man sich identifizieren und sie müssen eine Story glaubhaft transportieren.
Wird es einen „Sanddorn“-Abend auf dem Filmfest geben?
Ja, wir sind wieder dabei. Wir zeigen die dritte und die vierte Folge, die letztere wird zum ersten Mal zu sehen sein, und danach gibt es noch die Möglichkeit, Fragen an uns zu stellen.
Für Autoren gibt es Plattformen, auf denen sie ihre Bücher präsentieren können, auch ohne große Verlage im Rücken. Wäre eine Art offenes Netflix eine Plattform für dich und deine Filme?
Das wäre eine schöne Sache. YouTube ist eher etwas für kürzere Clips, dort muss man ein paar Mal in der Woche etwas Neues hochladen, um wahrgenommen zu werden sonst ist man raus. Wir haben Filme von 45 Minuten. Das ist für typische YouTube-Konsumenten zu lang, das würde ich auch nicht ansehen. Längere Beiträge brauchen ihre eigene Plattform.
Wo kann man deine Filme sehen?
Wie schon erwähnt, beim Filmfest und wir werden die neue Folge wieder auf DVD herausbringen. Die kann man unter anderem bei der Buchhandlung Graff kaufen. Es wäre natürlich schön, die Folgen im Fernsehen zu sehen, aber das ist eine Geldfrage und somit noch Zukunftsmusik. Denn für die öffentliche Ausstrahlung braucht man eine unter anderem eine Altersfreigabe und die kostet eben.
Was ist dein nächstes Projekt?
Den Titel verrate ich noch nicht, aber es wird eine fünfte „Sanddorn“-Folge geben. Die Dreharbeiten dazu haben bereits begonnen.
Das Filmfest wird 30 Jahre alt – was wünschst du dir als Filmemacher von dem Festival?
Wir sind ja erst zum zweiten Mal dabei, daher habe ich noch keine Ansprüche, bezeihungsweise, steht es uns noch nicht zu, welche zu stellen. Es hat mir im letzten Jahr total gut gefallen. Die eigenen Werke auf der großen Leinwand zu haben und dass wildfremde Menschen im Kinosaal zuschauen, das ist einfach toll. Überhaupt die Möglichkeit, die eigenen Filme in diesem Rahmen zu präsentieren, ist einfach stark. Was schön wäre, ist eine Möglichkeit mit den Film-Profis stärker in Kontakt zu kommen, so etwas wie Netzwerk-Partys.
Welcher Film hat dich zuletzt begeistert?
Das ist immer noch „Ziemlich beste Freunde“. Der hat mich auf ganzer Länge überzeugt. Einen solchen Film selber zu drehen, ja, das wäre doch mal was.
Text: Kathleen Kalle
Fotos: Sarah Mehler, Dirk Mielke