
Ich erinnere mich noch ganz gut an diesen Skandal. Meine Mutter fand das damals sehr amüsant und sagte: „Das wird das Ende des Stern.“ Mit dieser Prognose lag sie zwar falsch, aber ebenso wie sie habe ich diese Hitler-Tagebücher als amüsantes Stück Zeitgeschichte in Erinnerung.
Ist der Tagebuch-Fälscher Konrad Kujau für Sie eher ein charmanter Hochstapler oder ein raffinierter Betrüger?
Hochstapler wäre vielleicht fast zu tief gestapelt, nennen wir ihn ruhig Betrüger. Aber eben ein sehr charmanter Betrüger. Im Unterschied zu Fälschern von Banknoten sind diese Fälscher im Kunstbereich eine ganz andere Liga. Zum einen besitzen sie eine ganz große Begabung, die man einfach anerkennen muss. Zum andere entlarven sie diese extreme Blase der abstrakten Kunst. Weshalb ist das gelbe Viereck mit dem roten Strich in der Ecke drei Millionen wert? Solche Fragen führen Fälscher gekonnt ad absurdum, indem sie solche Kunstwerke einfach selbst anfertigen.
Tatsächlich konnte ich die Originale in den Händen halten. Bei einem Besuch in der Stern-Redaktion wurden die Tagebücher nach 35 Jahre zum ersten Mal wieder aus dem Tresor geholt. Das war ein beeindruckendes Erlebnis. Um ehrlich zu sein, fand ich diese Hitler-Tagebücher noch schlechter als jene von unserer Requisite. Es müssen viele Leute sehr, sehr stark daran geglaubt haben wollen. Da sieht man, was Gier so alles anrichtet.
Wie haben Sie sich dem Fälscher Konrad Kujau genähert?
Angefangen habe ich mit dem Podcast vom Stern, wo die mitgeschnittenen Telefonate zwischen Kujau und Heidemann veröffentlicht sind. Das ist eigentlich schon Comedy pur! Auf den Videobildern fiel mir schnell diese sehr gemütliche Art von Kujau auf mit diesen sehr vertrauensseligen Augen. Und natürlich seine Mundart. Diesen Dialekt zu treffen, war die Basis und die erste Hürde zugleich. Mit dem richtigen Schwäbisch kam der Rest der Figur fast wie von selbst.
Machen solche komödiantischen Rollen mehr Vergnügen als Goebbels oder Andreas Baader zu spielen?
Das ist schwer zu sagen. Ein großer Unterschied liegt darin, dass ich diesen Kujau sympathisch finde und wirklich sehr mag. Es passiert nicht oft, dass man eine Figur spielt, die man rundum einfach gerne hat. Das setzt dann schon ein bisschen zusätzliche Spielfreude frei. Ganz anders war es mit Andreas Baader. Zu ihm hatte ich überhaupt keinen emotionalen Zugang, weil es über ihn so gut wie gar kein Bild- oder Tonmaterial gab.
Wie sehr mögen Sie Schauspieler und Drehbuchautor Rob Becker in „Caveman“?
Rob Becker mag ich auch, allerdings geht der mir auf die Nerven. (lacht) Der ist ein bisschen sehr trantütig. Man will ihm ständig sagen: „Komm endlich in die Gänge und mach doch mal etwas!“ Abgesehen davon ist Rob schon ganz in Ordnung.
Die Pony-Frisur und der Til Schweiger-Pullover sind eigentlich auch schon ganz in Ordnung ...
Das habe ich mir auch gedacht. Vielleicht sollte ich das für mich übernehmen.
Ist der Humor in „Caveman“ Ihr Humor? Bisweilen klingt es wie Mario Barth ...
Das Thema von „Caveman“ ist nicht neu, ganz im Gegenteil: Männer und Frauen samt deren Kommunikation ist ein beliebtes Sujet. Trotzdem finde ich, dass unser Film sich dem Thema auf eine ziemlich besondere Art und Weise nähert. Und im Übrigen: Die Witze sollen ja schlecht sein!
Welches ist bislang die beste Bleibtreu-Szene Ihrer Karriere?
Das ist ganz klar in „Neues aus Uhlenbusch – Ich hatte einen Traum“, wo ich zu Jakob gehe und ihm sage: „Hey, pass mal auf, was du machst!“ –ich glaube, besser war ich nie!
Interview Dieter Oßwald
Fotos Constantin Film Verleih GmbH_Jürgen Olczyk