Auch die Stadt Braunschweig führt gerade Verhandlungen mit Verleihern,
um die flotten Gefährte bald in unserer Stadt zu etablieren.
„Is it a bird, is it a plane?“ — es ist ein E-Scooter!
Schwierige Frage. Unfälle mit E-Scootern hat es bereits zahlreiche gegeben. Wie viele genau, ist jedoch nicht nachvollziehbar. Denn erst seit dem 1. Januar 2020 werden Unfälle, an denen E-Scooter beteiligt sind, gesondert erfasst. Dass die Roller Risiken mit sich bringen, steht jedoch außer Frage.
Mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde sind die Kleinstfahrzeuge überraschend schnell – und nur mit beiden Händen am Lenker wirklich zu kontrollieren. Somit fallen Handzeichen, um anderen Verkehrsteilnehmenden einen Richtungswechsel mitzuteilen, schwer. Eine weitere Kontroverse ist die Frage nach der Umweltfreundlichkeit. Was als die grüne Revolution der Mikromobilität vermarktet wird, ist in der Praxis gar nicht so öko. Des Nachts ziehen Diesel-Laster ihre Runden, um die verbauten Lithium-Ionen-Akkus zu laden, die bereits in der Produktion einige Ressourcen benötigen. Durch die billige Bauweise und die rabiate Nutzung vieler Kunden ist die Lebensdauer der Roller gering. Insofern tragen sie bislang nicht gerade zu einer erheblich verbesserten Klimabilanz bei. Keine besonders grünen Aussichten bisher – leider. Prinzipiell ist es an der Zeit, das Mobilitätskonzept in Großstädten grundlegend zu überdenken. E-Mobilität und neue Fortbewegungsmittel sind dabei mit Sicherheit ein großer Faktor, denn der Bedarf an neuer Infrastruktur ist durchaus da.
Vorteile sind natürlich die flexible Mobilität, mit der App hat man schnellen Zugriff auf die Scooter. Zu den Nachteilen fallen mir die Vorfälle in Marseille ein, dass die Dinger ständig im Hafenbecken gelandet sind. Ob sie das Stadtbild verschönern oder verunglimpfen, das Thema juckt mich nicht so sehr, das finde ich nicht unbedingt. Vor allem würde es, glaube ich, die Bewegung ersetzen, sodass die Leute immer weniger zu Fuß zu gehen. Ich denke deshalb, dass das größte Problem ist, dass man sich dann weniger bewegt.
Denkst du, dass E-Scooter unterm Strich umweltfreundlich sind?
Wenn man die Produktion und so weiter berücksichtigt, dann sehe ich sie eher kritisch. Aber prinzipiell müsste man pro und contra nochmal abwiegen, um die Frage nach der Umweltfreundlichkeit zu beantworten – dazu habe ich nicht den Einblick.
Was hältst du von E-Scootern?
Ich würde das E-Scooter-Fahren gerne mal testen, hab das nämlich noch nicht gemacht. Ein Vorteil ist, dass man sich unabhängig und einfach in der Stadt fortbewegen kann. Außerdem sind sie elektrisch, also prinzipiell umweltfreundlich. Wenn mehr Leute statt Auto E-Scooter fahren würden, dann wäre es eine Entlastung für die Umwelt. Der Nachteil ist, dass die Menschen nicht so pfleglich mit ihnen umgehen, sie irgendwo hinwerfen, wo sie möchten und sie dann irgendwo rumliegen, da kann ein ganz schönes Chaos entstehen. Wir brauchen ein besseres System für diese Scooter, damit das nicht in so einem Chaos endet und der Verschleiß nicht so groß ist. Um der Umwelt einen Gefallen zu tun, sollte vor allem der öffentliche Nahverkehr angegangen werden – die Roller allein können nicht unsere Probleme mit der Umwelt lösen.
Matthias Abeln, 27
Bist du schon einmal E-Scooter gefahren?
Ich bin einmal in Hannover E-Scooter gefahren, weil ich kein Fahrrad dabei hatte und auch kein Bus fuhr, da erschien mir das praktisch. Es hat schon Spaß gemacht. Man muss halt aufpassen, gerade bei Kopfsteinpflaster oder so – das ist ja nicht wie beim Fahrradfahren,
Denkst du, dass die Roller im Großen und Ganzen umweltfreundlich sind?
Ich würde sagen, dass E-Scooter nicht umweltfreundlich sind, da sie abends von großen Transportern eingesammelt werden, um die Akkus zu laden. Das sind meistens große Mercedes-Sprinter, oft Dieselfahrzeuge, die in einer Tour stoppen und wieder anfahren, das verbraucht unheimlich viel. Zudem muss man auf die Herstellung und Entsorgung der E-Scooter schauen – schließlich müssen die Akkus fachgerecht entsorgt werden.
Bist du schon einmal E-Scooter gefahren?
Ich bin noch gar nicht E-Scooter gefahren, stehe dem aber auch negativ gegenüber. Man sieht es ja an den anderen Städten – die Roller werden viel liegen gelassen oder stehen auf den Grünflächen herum. Außerdem halten sie nicht so lange und die Entsorgung der Batterien ist schwierig. Die Leute sollten sich eher mehr bewegen.
Marek Tschupe (l.), 16
Was sind eure Erfahrungen mit E-Scootern und was haltet ihr von den Rollern?
Melvin Ich bin schon einmal bei meinem Opa und bei einem Freund E-Scooter gefahren. Sonst würde ich das nicht nutzen – das ist teuer und in Braunschweig gibt es einfach auch wenige geeignete Straßen.
Marek Ich finde E-Scooter sehr unsicher. Sie sind extrem schnell und viele Fahrer passen nicht genug auf. Umweltfreundlich sind sie auch nicht, wegen der Lithium-Akkus.
Bist du schon einmal E-Scooter gefahren?
Ich bin noch nicht E-Scooter gefahren und boykottiere das auch, weil ich nichts davon halte. Man hat das ja eingeführt, um die letzte Meile zu überbrücken, sodass weniger Leute Auto fahren, auf den E-Scooter umsteigen und sich dann auch an der frischen Luft bewegen. Ich komme aus Hannover, dort sind die ja schon etwa seit einem halben Jahr eingeführt – die Dinger nerven einfach nur. Vor allem fahren dort Touristen und viele Leute, die das letzte Stück auch zu Fuß hätten gehen können. Dafür, dass man es nur als Freizeitvergnügen nutzt und die Dinger am Ende noch in irgendeinem Fluss landen, ist der Ressourcenaufwand einfach zu hoch. Außerdem stehen sie im Weg rum. Ich finde, man sollte besser die Leihfahrräder ausbauen. E-Scoooter sind nur dann eine gute Option, wenn man es wirklich eilig hat. Wenn Leute, die eigentlich mit dem Auto fahren würden, stattdessen den E-Scooter nehmen, dann wäre das eine gute Sache. Es muss eben auch so genutzt werden.
Till Malburg, 24
Bist du schon einmal E-Scooter gefahren?
Für eine Strecke von so zwei Kilometern bin ich in Berlin mal E-Scooter gefahren. Das ging ganz gut, wenn man aber Fahrrad fahren gewohnt ist, ist der E-Scooter nicht sehr viel schneller und um einiges teurer – bei fünf Minuten fahren ist man schon bei vier Euro.
Was sind denn deiner Meinung nach Vor- und Nachteile der Scooter?
Wenn man unterwegs ist und mal kein Fahrrad dabei hat, aber noch eine längere Fußstrecke vor sich hat, dann ist das im Grunde eine schöne Option. Spontan oder auch in einer fremden Stadt kann das nützlich sein. Aber das ist eben teuer. Ich habe gelesen, wenn man da seine normale Routine fährt, ist man da hundert Euro im Monat mindestens los. Und in ökologischer Hinsicht ist es auch fragwürdig: Vom Hörensagen weiß ich, dass die Roller eine Haltbarkeit von etwa 30 Tagen haben. Das ist keine gelungene E-Mobilität. Die stehen überall rum, haben keine hohe Lebenserwartung. Vielleicht sollte man die Ressourcen, die Akkus, besser in E-Bikes verbauen.
Text und Interviews Isabel Pinkowski
Fotos Isabel Pinkowski, luna-stock.adobe.com
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